Staudamm Göscheneralp – was die Baudokumentation nicht erzählt

Lesezeit: 4 Min.

Über mehrere Wochen hat Hans Zumbühl für jedes der 84 Bilder in der Sammlung „Göscheneralpsee, Bau des Staudammes, 1959-1960“ einen spezifischen Titel und allenfalls eine weiterführende Beschreibung verfasst. Die Sammlung enthält Fotografien von verschiedenen Fotografen, die Bilder sind in Schwarzweiss und Farbe. Die Baustelle des Staudammes ist mit folgenden Sujets dokumentiert: Arbeiter, Maschinen, Teilansichten, geologische und technische Detailaufnahmen, Aufnahmen der Kaverne oder der Abbaugebiete.

Überblicksaufnahmen

Im Jahre 1955 wurden die Bauarbeiten für das Kraftwerk selbst in Angriff genommen. Der Staudamm im Kanton Uri wurde 1960 fertiggestellt. 1961 und 1962 gingen die Anlagen sukzessive in Betrieb. Das erste Bild zeigt eine schöne Gesamtansicht, nach Südwesten (SW) über die Siedlung Gwüest auf die Ebene Riedmatt. Hans Zumbühl gibt darüber hinaus folgende Informationen zu diesem Bild: „Materialabbaugebiet Hinter Bründli zum fast fertig erstellten Staudamm. Der Staudamm ist 155 m hoch, 540 m lang und an der Basis 700 m breit. Gesamthaft wurden 9,3 Mio m³ Material verbaut. Der Göscheneralpsee hat ein Stauvolumen von 76 Mio m³.“

Materialabbaugebiet Hinter Bründli zum fast fertig erstellten Staudamm. Der Staudamm ist 155 m hoch, 540 m lang und an der Basis 700 m breit. Gesamthaft wurden 9,3 Mio m³ Material verbaut. Der Göscheneralpsee hat ein Stauvolumen von 76 Mio m³

Bachmann: Göscheneralp, Blick nach Südwesten (SW) über die Siedlung Gwüest auf die Ebene Riedmatt, 13.10.1959 (Ans_10380, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000869784)

Eine weitere Gesamtaufnahme mit Blick vom Staudamm auf den Aelper Boden.

Göscheneralp, Blick vom Staudamm auf den Aelper Boden

Unbekannt: Göscheneralp, Blick vom Staudamm auf den Aelper Boden, 16.07.1960 (Ans_09685, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674583)

Geologische Detailaufnahmen

Das nächste Bild zeigt den „Übergang zum gewachsenen Fels am nördlichen Dammende“.

Göscheneralp, Übergang zum gewachsenen Fels am nördlichen Dammen

Unbekannt: Göscheneralp, Übergang zum gewachsenen Fels am nördlichen Dammende, 13.05.1960 (Ans_10346, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000869948)

Gefolgt von einer geologischen Detailaufnahme.

Göscheneralp, Geröllschichtung, Detailaufnahme

Unbekannt: Göscheneralp, Geröllschichtung, Detailaufnahme, 07/1959 (Ans_10340, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000869942)

Fahrzeugpärke und Maschinen

Es folgt ein „Blick nach Nordosten (NE) über einen Fahrzeugpark auf die Seeseite des fast fertigen Staudamms“, wie Hans Zumbühl recherchierte. „Die am nördlichen Dammende sichtbare Stollenöffnung gehört zum Mittelablass, durch den bei einer Bedrohung der See teilweise abgesenkt werden kann.“

Göscheneralp, Blick nach Nordosten (NE) über einen Fahrzeugpark

Unbekannt: Göscheneralp, Blick nach Nordosten (NE) über einen Fahrzeugpark auf die Seeseite des fast fertigen Staudamms, 30.06.1960 (Ans_09688, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674587)

Auf dem nächsten Bild sind mit Linien die einzelnen Zonen im Aufbau des Staudamms markiert. Wir befinden uns auf den Damm, links ist die Wasserseite, rechts die Luftseite. Zone 1: Dichtungskern, besteht aus einem Gemisch  von Erdmaterial und Opalinuston aus dem Jura, Zone 2: Filter, Zone 3: Übergangszone, Zone 4: Stützkörper, Zone 5: Schutzschicht, auf der Wasserseite Blocksteine, auf der Luftseite Humus begrünt.

Göscheneralp, Blick nach Südwesten (SW) auf den Damm

Brügger, Erwin: Göscheneralp, Blick nach Südwesten (SW) auf den Damm, ca. 1959 (Ans_10371, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000869973)

Das nächste Bild zeigt einen „Teil einer Misch- und Aufbereitungsanlage, in der vermutlich bitumenhaltiges Material für Dichtungszwecke erhitzt und gemischt wird.“

Göscheneralp, Teil einer Misch- und Aufbereitungsanlage, in der

Unbekannt: Göscheneralp, Teil einer Misch- und Aufbereitungsanlage, 16.07.1960 (Ans_09682, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674579)

Ein Blick auf das Materialabbaugebiet östlich des Staudamms.

Göscheneralp, Blick auf das Materialabbaugebiet östlich des Stau

Unbekannt: Göscheneralp, Blick auf das Materialabbaugebiet östlich des Staudamms, 30.06.1960 (Ans_09652, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674551)

Arbeiter

Die nächsten zwei Bilder rücken die Arbeiten ins Zentrum. Auf dem ersten Bild sind „Arbeiter mit Felsreinigung und -Abdichtung beschäftigt. Oben: Eingangsbauwerk ins Damminnere.“

Göscheneralp, Übergang vom nördlichen Dammende auf den gewachsen

Unbekannt: Göscheneralp, Übergang vom nördlichen Dammende auf den gewachsenen Fels einige Meter unterhalb der Dammkrone, 16.07.1960 (Ans_09649, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674548)

Auf dem zweiten Bild sehen wir drei Arbeiter. Einer bedient den Verdichtungsstampfer.

Göscheneralp, Arbeiter mit Verdichtungsstampfer

Unbekannt: Göscheneralp, Arbeiter mit Verdichtungsstampfer, 30.06.1960 (Ans_09662, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000674560)

Die geflutete Siedlung

Was die Bilder nicht zeigen, resp. nicht zeigen können, ist, dass dort vor dem Staudammbau eine Dauersiedlung mit mehreren Wohnhäusern und einer Kirche gestanden hat. Mit der Verlängerung der Strasse zur Baustelle ab ca. 1950 begann die langsame Ausräumung der bewohnten Göscheneralp. Nach und nach wurden alle Häuser abgerissen. 100 Menschen mussten umgesiedelt werden. Erhalten geblieben sind nur das Schulhaus, das in Göschenen wieder aufgebaut wurde, und Teile der Kapelle. Der Barockaltar von 1724 befindet sich heute in der Kapelle zur schmerzhaften Mutter im Gwüest. Die Göscheneralp wurde 1963 geflutet.

Eine Postkarte von Emil Goetz, die nicht Teil der besprochenen Sammlung ist, zeigt die Siedlung auf der Göscheneralp ca. 1940.

Göscheneralp

Goetz, Emil: Göscheneralp, ca. 1940 (PK_004817, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000502028)

Vollständige Bildinformationen

Unbekannt: Göscheneralp, Blick nach Westen (W) auf den fertigen Damm, 07/1959. Göscheneralpsee, Bau des Staudammes, 1959-1960. Sammlung mit 84 Bildern (alle digitalisiert) (Ans_10341, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000869944)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-4259-de

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4 Kommentare

  1. August Berlinger
    Saturday, 4. November 2017
    Antworten

    Diese Fotoserie ging vor rund sehs Jahren auf ricardo über den „Ladentisch“. Ich habe mir damals die nicht sehr grossen files heruntergeladen. Leider keine Rückseite worauf der Fotografenname stand. Ich meine aber, es war ein Ingenieur aus dem leitenden Baubüro.
    Unter: „http://www.verschwundene-taeler.ch/verschwundene-taeler/Der-Kraftwerkbau/mainColumnParagraphs/0112/image/Baustelle%20Göscheneralp.jpg“ ist eines der Bilder im Netz mit einem „© Martin Steiner“
    Vielleicht kann jemand mit etwas mehr Geduld mit diesen Angaben etwas anzufangen.
    August Berlinger

    • Nicole Graf
      Tuesday, 14. November 2017
      Antworten

      Die historischen Bilder wurden von Martin Steiner für eine Ausstellung zum Thema gesammelt. Es war wohl ein Ingenieur auf der Baustelle, dessen Name uns leider nicht bekannt ist und auch auf der Rückseite der meisten Bilder fehlt.

  2. Max Lang
    Wednesday, 24. January 2018
    Antworten

    Hallo und guten Tag
    Gibt es ein Buch über den Bau des Göscheneralpstaudamms?
    Weiss man welche Firmen den Damm gebaut haben?
    Würde mich über eine Antwort sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    M.Lang

    • Nicole Graf
      Friday, 26. January 2018
      Antworten

      Sehr geehrter Herr Lang

      Ich habe in unserem Bibliothekskatalog nichts gefunden, allerdings ist das ohne Gewähr. http://www.library.ethz.ch.
      Weiter Informationen können Sie evtl. über diese Seite beziehen. http://www.kw-goeschenen.ch/Staudamm.73.0.html
      In diesem Blog wird soweit berichtet, was die Bilder und die Kommentare selber hergeben. Ausführliche Literaturrecherchen können wir nicht leisten.

      Beste Grüsse
      Nicole

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