Walter Mittelholzer auf Skitour im Stubaital bei Innsbruck

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Walter Mittelholzer war nebst Fotograf und Pilot auch ein leidenschaftlicher Alpinist und Berggänger. Vermutlich Ende März 1936 hat er mit einer uns unbekannten Gruppe eine Skitour bei Innsbruck unternommen. Die Fotoreportage mit insgesamt 19 Fotografien im Kleinbildformat 2,4 x 3,6 cm war lediglich mit „Standaufnahme Bluest, Winter“ beschriftet. Standaufnahme meint, dass er keine Luftaufnahmen, sondern Bodenaufnahmen gemacht hat. Vermutlich hat er dazu eine Leica verwendet. Die gesamte Reportage findet sich mit dem Bildcode-String LBS_MH05-78 auf unserer Bilddatenbank E-Pics Bildarchiv Online.

Koni Kreis hat diese Winterreportage entdeckt und sich als erstes gefragt, was denn „Bluest“ zu bedeuten hat. Das Rätseln nahm seinen Lauf: Ist es eine Ortsbezeichnung? Ein Tal? Ist es eine Abkürzung oder eine Falschschreibung? Oder ist es ein Scherz und steht für „Bluescht“, also ein Frühlings-Ausflug aufs Land, wenn die Obstbäume in voller Blütenpracht stehen? Oder steht es für „Blue Stubai“? Hier kamen wir gemeinsam nicht weiter.

Koni Kreis kam tags darauf bereits mit einer guten Botschaft: „Die Bilder stammen offenbar aus den Stubaier Alpen. Drei Bilder habe ich schon verortet.“ Wie immer ist es eigentlich fast nicht nachvollziehbar, wie unsere Crowd ohne jegliche geographischen Hinweise zu einem Resultat kommt! Von Koni Kreis wissen wir zudem, dass er Österreich eigentlich gar nicht kennt… Wie er also ohne grosse Ahnung zu einer Verortung kommt, erklärt er folgendermassen: „Ich habe mich gefragt, wo im Alpenraum so ausgedehnte Schnee- und Gletscherflächen vorkommen könnten, ohne riesige Berggipfel dazu. Da sind die Walliser Alpen und der Mont Blanc schon einmal weggefallen, und irgendwann dachte ich an die Ötztaler Alpen und die benachbarten Gletschergebiete. Der Rest ist das korrekte Einstellen der Himmelsrichtung und geduldiges ‘Abfliegen’ der Landschaft auf der Suche nach dem beobachteten Gletschersee.“ Google Maps also und der „richtige Riecher“! Chapeau!

Die Datierung der Bilder konnte mittels interner Unterlagen näher bestimmt werden. Offenbar ist Mittelholzer für eine Woche ins Stubai gefahren. Übrigens, Walter Mittelholzer ist bereits im darauffolgenden Jahr im Mai 1937 bei einer „Kletterpartie“ in der Steiermark tödlich verunglückt. Er wurde nur gerade 43 Jahre alt.

Koni Kreis hat die Bilder wie immer akribisch genau und fast schon plastisch beschrieben. Dies wollen wir hier nun berichten, anhand von 10 ausgewählten Bildern.

Zusätzlich zum untenstehenden Titel hat Koni Kreis jeweils noch eine ausführliche Beschreibung erstellt: „Stubaital oberhalb des Weilers Ranalt. Links über der Mitte am Horizont: Pfaffenknollen, ein Vorberg des Grossen Tröglers.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital zwischen Tschangelairalm und Grawa Alm, Blick nach Südwesten (SW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-01, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499767)

„Nach der Tschangelair Alm in Richtung Grawa Alm.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital mit Flüsschen Ruetz nördlich unter der Mairspitze, Blick ungefähr nach Südsüdwesten (SSW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-03, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499990)

„Mitte: Stubaital etwas oberhalb der Grawa Alm, etwa dort, wo heute (2018) der Parkplatz zur Sulzenauhütte angelegt ist, links über Mitte: Egesengrat, über Mitte im Hintergrund: Vorderer Daunkopf.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital zwischen Grawa Alm und Mutterberg, Blick nach Westsüdwesten (WSW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-04, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499768)

„Stubaital zwischen Mutterbergalm und Grawa Alm, unter Mitte: Flüsschen Ruetz, über Mitte: Gegend der Mutterbergalm, hoch über Mitte: Egesengrat, links über Mitte: Fernautal Richtung Dresdner Hütte, links oben: Schaufelspitze in den Wolken.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital unterhalb Mutterbergalm, Blick auf Egesengrat nach Westsüdwesten (WSW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-06, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499770)

„Stubaital zwischen Mutterbergalm und Grawa Alm, unten: Flüsschen Ruetz, über der Mitte: Rötenspitzen, rechts oben: Abhänge unter Mairspitze.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital unterhalb Mutterbergalm, Blick talwärts nach Ostnordosten (ENE), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-07, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499769)

„Stubaital zwischen Mutterbergalm und Grawa Alm, Mitte: Flüsschen Ruetz, zur weiteren Ortsbestimmung siehe die Nachbarfotos -05 bis –07. Man beachte die Skiausrüstung des Fotografen.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital mit Flüsschen Ruetz unterhalb Mutterbergalm, Blick nach Südwesten (SW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-08, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499988)

„Mitte: orographisch rechte Talseite des Stubaitals mit Flüsschen Ruetz, leicht rechts über Mitte: Gegend der Mutterbergalm, über Mitte: Egesengrat, links über Mitte: Fernautal mit Schaufelspitze, rechts oben: Vorderer Daunkopf.“

Mittelholzer, Walter: Stubaital unterhalb Mutterbergalm, mit Egesengrat, Blick nach Südwesten (SW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-09, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499771)

„Mitte: Weiler Mutterberg, mit Mutterbergalm, links oben: Egesengrat, über Mitte im Hintergrund: Vorderer Daunkopf.“

Mittelholzer, Walter: Weg nach Mutterberg im Stubaital, Stubaier Alpen, Blick nach Westsüdwesten (WSW), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-12, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499757)

„Mitte: Fernauferner und Schaufelferner, links über Mitte: Schaufelspitze, leicht rechts über Mitte: Stubaier Wildspitze. Das Ganze ist heute (2018) von der Mutterbergalm im Stubaital aus dicht für den Skitourismus erschlossen.“

Mittelholzer, Walter: Schaufelspitze und Stubaier Wildspitze über dem Fernauferner, Stubaier Alpen, Blick nach Westen (W), 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-15, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499761)

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Vollständige Bildinformationen

Mittelholzer, Walter: Sulzenauferner und Zuckerhütl, Stubaier Alpen, Blick nach Süden (S). Mitte: Sulzenauferner, rechts unten: Skitourengruppe am Abhang des Aperen Pfaffengrats oder auf der Seitenmoräne des Gletschers, links oben: Zuckerhütl. 21.03.1936-28.03.1936 (LBS_MH05-78-19, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000499765)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-6454-de

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