Die Militäraufnahmen gaben zu diskutieren!

Lesezeit: 7 Min.

Die Militäraufnahmen für die Expo 64, nach denen wir vor zwei Wochen gesucht haben (siehe Blogpost), sind schon beinahe fertig beschrieben. Es fehlen nur noch vier Bilder! Die Reportage umfasst 1’024 Bilder, 70 davon sind digitalisiert und mit dem Bildcode-String Com_M12-0346 auf unserer Bilddatenbank E-Pics Bildarchiv Online abruf- und downloadbar.

Ein Aufnahmestandort für alle Feld-Aufnahmen?

Comet Photo AG: S-chanf, FLAB-Kanone, 35 mm Flab Kan 63, 1964 (Com_M12-0346-0011-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660125)

Sehr viel zu diskutieren gab der Aufnahmeort des Titelbildes. Thomas Pfister hat diese vorläufig beendet, und zwar mit der ironisch im Militärjargon gehaltenen Einleitung „Die Schlacht um Com_M12-0346-0011-0001“. Verfolgen Sie nun die ausführliche Fachdiskussion:

  • Walter Troxler: Es handelt sich um die Aufgrund eines Bundesbeschlusses vom 13. Dezember 1961 wurde die Waffe in der Schweiz ab 1963 unter der Bezeichnung 35 mm Flab Kan 63 mit der Feuerleitanlage 63 (Superfledermaus) eingeführt.
  • Andreas Heimoz: FLAB-Kanone in der Nähe von S-chanf.
  • Eugen Rippstein: Die Infos zu diesem Bild enthalten einige fragwürdige Angaben: a) Aktueller Titel: FLAB-Kanone, 35 mm Flab Kan 63 mit der Feuerleitanlage 63 (Superfledermaus) in der Nähe von S-chanf. Das Bild zeigt zwei 35 mm FlabKan 63 aber kein Feuerleitgerät! Ein solches gehört zwar beim Kreigseinsatz zur Feuereinheit dazu, ist hier aber nicht auf dem Bild. Der Schütze rechts am Bildrand schaut in ein Visier, dies zeigt, dass nicht mit einem Feuerleitgerät (Radar) geschossen wird, sondern „Von Hand“. Ob hier auf einen Schleppsack geschossen wird, oder mit einem Spiegelvisier auf ein Flugzeug, das im südlichen Talteil fliegt und im Spiegelvisier auf der nördlichen Talseite gesehen wird weiss ich leider nicht ev. beim EMD nachfragen? b) Das Bild scheint mir nicht in S-chanf aufgenommen worden zu sein, sondern auf dem Flab-Schiessplatz in Gluringen. Begründung: Hinter der zweiten Kanone steht ein Haus mit einem Unterteil aus Stein am schrägen Hang, und einem Oberteil aus Holz dessen First quer zum Tal läuft. In Gluringen steht dieses Haus nicht mehr, es wurde im Lawinenwinter 1970 weggerissen. In S-chanf steht noch ein solches Gebäude oberhalb der Strasse (Bild Gebäudes-chanf.jpg) dieses steht aber auf einer Ebene. An beiden Schiessplätzen mündet eine Seitental von rechts ein! In Gluringen ist diese Einmündung aber wie auf dem Bild 45 Grad schräg über das Tal zu sehen, genau von osten mündet dort das Blinnental ein. In s-chanf müsste der mittlere Blick auf dem Photo fast in der Talachse verlaufen damit man dann in ca. 3 km Distanz das Val Trupchun sehen würde. Der mittlere Blich des Photos läuft aber eindeutig ca 45 Grad schräg über das Tal. Darum kann das Bild meiner Ansicht nach nur in Gluringen aufgenommen worden sein.
  • Thomas Pfister: Die Verortung S-chanf ist korrekt. Der Berg im Hintergrund ist der Fuss des Piz d’Esan. Das Tal, das von rechts ins Bild kommt, ist der Ausgang des Val Trupchun. Die Baracken rechts stehen heute noch (Quelle map.geo.admin.ch) an der Via d’Aguêl am SW Ortseingang von S-chanf. Blickrichtung ist ca. E. Interessanterweise trägt das Geschütz die Seriennummer 1001 und ist damit wohl das erste Geschütz der Serie.
  • Thomas Pfister: Die Schlacht um Com_M12-0346-0011-0001. Seit Tagen wird zu diesem Bild viel und gut argumentiert. Aus meiner Sicht ist der Fall allerdings entschieden. Der Berg im Hintergrund ist ohne Zweifel der Piz d’Esan, folglich wurde das Bild in S-chanf geschossen. Zum Beweis habe ich hier https://www.mycloud.ch/l/L00D874ED6BE45EDC1EA32B94EF768D4A22702BDBC8C8819275D8D854E694F72 eine Aufnahme hinterlegt, die in etwa den gleichen Ausschnitt zeigt. Die Übereinstimmung ist sehr hoch. Wenn mir jemand etwas Ähnliches aus Gluringen vorlegen kann, werde ich meine Meinung ändern.

Meine Anschlussfrage zu dieser ausführlichen Diskussion ist: Dann sind wohl alle Feld-Aufnahmen in S-chanf entstanden? Erkennt jemand hingegen die Militärflugplätze?

Weiter geht es weniger kontrovers

Walter Troxler hat das folgende Bild identifiziert: „Es handelt sich um einen Haflinger Steyr Daimler Puch Typ 700 AP, 1500 Stück, Im Truppeneinsatz ab 1961, Bemerkungen: Typenschild rechts beim Einstieg vor dem Beifahrersitz, Tankeinfüllstutzen auf der Ladefläche, Ablieferung der Fahrzeuge, November 1961 bis Dezember 1962, Der Haflinger war bei den folgenden Truppen im Einsatz: Infanterie, Mitrailleurzüge in den Füsilierkompanien, Minenwerferkompanien der Radfahrerbataillone, Mienenwerfer Züge der schweren Füsilierkompanien, Artillerie, Feuerleitbatterien der Gebirgsdivisionen.“

 

Comet Photo AG: Haflinger Steyr Daimler Puch Typ 700 AP, 1964 (Com_M12-0346-0001-0004, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660103)

Koni Kreis schreibt uns hierzu: „Soldaten mit Raketenrohr 58 (abgekürzt Rak Rohr) zur Panzerabwehr, links der Schütze, rechts der Lader. Der Schütze trägt sein Sturmgewehr 58 über der Schulter (denn er hat keine Hand frei, um es später mitzutragen). Der Lader führt gerade eine Übungsgranate ins Rohr ein.“

Comet Photo AG: Soldaten mit Raketenrohr 58 (Rak Rohr) zur Panzerabwehr, 1964 (Com_M12-0346-0001-0003, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660102)

Thomas Pfister beschreibt wie folgt: „Zwei Mirage Piloten sprechen sich ab. Mirage III S.“

Comet Photo AG: Zwei Mirage Piloten sprechen sich ab, Mirage III S, 1964 (Com_M12-0346-0022-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660162)

Den „Panzer 61 in Aktion“ hat Hans Zumbühl identifiziert.

Comet Photo AG: Panzer 61 in Aktion, 1964 (Com_M12-0346-0025-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660168)

Eugen Rippstein erkennt die „Jagdflugzeug Mirage III der Schweizer Armee.“

Comet Photo AG: Jagdflugzeug Mirage III der Schweizer Armee, 1964 (Com_M12-0346-0020-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660155)

Nochmals Thomas Pfister, der übrigens den Grossteil der Reportage beschrieben hat: „AC-Spürer im Vollschutzanzug.“

Comet Photo AG: AC-Spürer im Vollschutzanzug, 1964 (Com_M12-0346-0018-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660145)

Hier eine „Atemschutzgruppe Luftschutztruppen mit Tragbahre“ und dann noch „ohne Tragbahre“, von Thomas Pfister.

Comet Photo AG: Atemschutzgruppe Luftschutztruppen mit Tragbahre, 1964 (Com_M12-0346-0012-0003, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660132)
Comet Photo AG: Atemschutzgruppe der Luftschutztruppen, 1964 (Com_M12-0346-0012-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660131)

Ein weiteres Jagdflugzeug „mit schwerem Traktor der Marke Vevey“ von Koni Kreis sowie die Präzisierung von Thomas Pfister: „Jagdflugzeug Hawker Hunter.“

Comet Photo AG: Jagdflugzeug Hawker Hunter mit Schlepptraktor Marke Vevey, 1964 (Com_M12-0346-0009-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660120)

Nochmals Thomas Pfister: „Chirurgen im OP in einem Feldlazarett.“

Comet Photo AG: Chirurgen im OP im Feldlazarett, 1964 (Com_M12-0346-0004-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660109)

Thomas Pfister dixit: „Infanterist beim aggressiven Stellungsbezug.“

Comet Photo AG: Infanterist beim aggressiven Stellungsbezug, 1964 (Com_M12-0346-0002-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660104)

Wer weiss noch mehr?

Schliesslich noch die vier letzten Bilder, die identifiziert werden können.

Comet Photo AG: Militäraufnahmen für Expo 64, 1964 (Com_M12-0346-0018-0005, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660148)
Comet Photo AG: Militäraufnahmen für Expo 64, 1964 (Com_M12-0346-0015-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660137)
Comet Photo AG: Militäraufnahmen für Expo 64, 1964 (Com_M12-0346-0015-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660136)
Comet Photo AG: Militäraufnahmen für Expo 64, 1964 (Com_M12-0346-0007-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660116)

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Vollständige Bildinformationen

Comet Photo AG: S-chanf, FLAB-Kanone, 35 mm Flab Kan 63, 1964 (Com_M12-0346-0011-0001, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000660125)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-6663-de

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3 Kommentare

  1. Eugen Rippstein
    Saturday, 15. September 2018
    Antworten

    Die Mirage III waren auf dem Flugplatz Buochs stationiert, Damit sind wahrscheinlich die Aufnahmen mit den Mirage III am Boden alle in Buochs gemacht worden. Leider geben die Bilder kaum örtliche Anhaltspunkte.

  2. Thomas Pfister
    Wednesday, 10. October 2018
    Antworten

    Mirage, zunehmend undeutlich…

    Ich habe mir die Mirage Bilder unter den Suchstrings Com_M12-0346-0020. Com_M12-0346-0021, und Com_M12-0346-0022 noch einmal angeschaut und mich auch über die Mirage-Geschichte informiert. Für mich gibt es zwei Fragen: Stimmt die Datierung? Wo wurden die Aufnahmen gemacht?

    Frage 1. Nach zuverlässigen Quellen (VBS, Alt-Korpskommandant Dürig, ehemaliger Kommandant Flieger und Flab) wurden die Mirage IIIS erst 1966 bei der Truppe eingeführt. Der Erstflug einer Mirage IIIS fand, nach Dürig, am 14.12.1964 statt. Die Mirage IIIBS wurden, nach Dürig, im Sommer 1964 beschafft. Die Datierung 1964 und der Zusammenhang mit der Expo 64 scheint folglich äusserst fraglich.

    Frage 2. Wie Eugen Rippstein richtig feststellt, ergeben die Bilder kaum Hinweise für die Verortung. Trotzdem scheint mir Buochs nicht wahrscheinlich, da der Flugplatz auf zwei Seiten von Bergen begrenzt wird und auf einer Seite vom Vierwaldstättersee, bliebe für den Hintergrund von Com_M12-0346-0020-0004 nur noch der Blick Richtung Stans. Das Wäldchen im Nebel gab es nach der Landeskarte (1957 und 1969) aber nie. Mein Tipp für die Verortung ist deshalb Payerne.
    Payerne ist der einzige Luftwaffenstützpunkt, der in einer grösseren Ebene gelegen ist, die zumindest nach SE weit offen war. Das Wetter erscheint mir auch sehr Payerne-mässig. Ich habe dort zwei Winterrekrutenschulen absolviert. Nebliges Wetter mit Raureif gehörte dort einfach dazu. Wäldchen gibt es in der Ebene auch.

    Quellen:
    https://www.wrd.ch/ (Dürig)

    https://www.vtg.admin.ch/content/vtg-internet/de/die-schweizer-armee/geschichte-der-schweizer-armee/_jcr_content/contentPar/tabs/items/leer/tabPar/downloadlist/downloadItems/106_1511955035315.download/Geschichte_LW_ausgemusterte_Mittel_DE.pdf

    • Nicole Graf
      Wednesday, 10. October 2018
      Antworten

      Lieber Thomas Pfister

      Vielen Dank für die genauen Ausführungen! Wir werden Ihre Angaben prüfen und in die Kommentare einbauen. Wir bitten allerdings vorab um etwas Geduld.

      Herzliche Grüsse
      Nicole Graf

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