Heute berichten wir über die 7. Österreichische Citizen Science Konferenz in Dornbirn bzw. über den Beitrag, den wir dort geleistet haben. Wir, das sind in diesem Fall, Thomas Pfister und ich.
Das Kernmotto der diesjährigen Konferenz hiess: „Citizen Science – warum (eigentlich) nicht?“ Im Call for Papers wurden Beiträge zu folgenden Fragen gesucht:
- „Warum soll ich meine Freizeit opfern und bei einem Forschungsprojekt mitmachen?“
- „Welche Vorteile kann ich für mich selbst/meine Familie/meinen Bezirk/meinen Gemeinderat aus Citizen Science ziehen?“
- „Warum soll ich als Wissenschaftler*in Interessierte an meiner Forschung aktiv teilhaben lassen?“
- „Warum soll ich als Geldgeber Citizen Science Projekte fördern?“
Der interessierte Bürger*innen, der Citizen Scientists resp. der/die Crowdsourcer/-in sollte also im Mittelpunkt stehen. „Mit den unterschiedlichen Perspektiven möchten wir die Möglichkeiten und Herausforderungen des gemeinsamen Forschens beleuchten und dies anhand von Beispielen konkreter Projekte und Initiativen diskutieren.“ (siehe Konferenzwebseite)
Warum soll ich meine Freizeit opfern?
Aufgrund der Frage“ Warum soll ich meine Freizeit opfern?“ und da die Crowdsourcer/-innen im Mittelpunkt stehen sollten, wollte ich nach unzähligen Vorträgen zum Crowdsourcing etwas Neues wagen. Nicht über die Crowdsourcer/-innen einen Powerpoint-Vortrag halten, sondern mit einem/einer Crowdsourcer/-in auf der Bühne in Dialog treten.
Ich musste nicht lange suchen und fand Thomas Pfister als Gesprächspartner.
Unser Auftritt war als letzter Vortrag am ersten Konferenztag, am 28. Juni 2022 um 15.40 Uhr, angesetzt. Der schöne Hauptsaal Dora im Kulturhaus Dornbirn war mit rund 50 Personen gut besetzt. Vor uns waren bereits vier interessante Vorträge gehalten worden, u. a. auch aus der Zentralbibliothek Zürich.
Fragen wir doch unsere Crowd!
Thomas Pfister und ich hatten uns vorab Fragen und Antworten ausgedacht. Zuerst aber führte ich die Zuhörer/-innen mit wenigen Folien in unsere Crowdsourcingaktivitäten (E-Pics, sMapshot) ein und gab Kontextinformationen wie Statistiken und Aktivitäten bzgl. Community Management.
Lebhafter Dialog mit Thomas Pfister
Das vorbesprochene Frage- und Antwortspiel ist hier in Stichworten abgebildet. Auf der Bühne war der Dialog ausführlicher und lebhafter. Wir haben aber natürlich keine Mitschrift. An wenigen Stellen konnte ich ihn aus dem Gedächtnis ergänzen.
Frage: Wie bist du zum Crowdsourcing der ETH-Bibliothek gekommen? Wie hast du davon erfahren?
Antwort: NZZ-Artikel vom 18.01.2016. Allerdings habe ich erst ca. einen Monat später einen Kommentar geschickt, als ich Bilder von Disentis gesehen habe, wo wirklich etwas nicht stimmte.
F: Was hat dich dazu bewogen mitzumachen?
A: Neugier.
F: Was motiviert dich am meisten?
A: Wissenserwerb, Community. Was mich aber wirklich antreibt (und ich denke das gilt für die meisten Kollegen auch) ist das unglaubliche Gefühl, wenn man nach Tagen und Wochen endlich die Lösung findet. Das Erfolgserlebnis ist jeweils intensiv und bringt einen neuen Energieschub.
F: Wie gehst du vor? Suchst du Bilder? Wirst du durch ein Thema getriggert?
A: Sehr unterschiedlich. Oft gefällt mir einfach ein Thema, oder ich habe Lust auf eine virtuelle Reise. Ich habe schon Reisen durch Afghanistan, Afrika. Also auch durch Länder, die ich in noch gar nie bereist habe…
F: Ja genau, du warst doch auch in Moskau und in der Ukraine.
A: Kiew!
F: Wann arbeitest du? Arbeitest du regelmässig? Wir lange wirst du noch mitmachen?
A: Wenn meine Kinder mich in Ruhe lassen 😉 Sehr unregelmässig. Noch lange.
F: Wie viel Zeit pro Woche investiert du? Wann ist Schluss?
A: Unterschiedlich: 0-60 Stunden. Schluss ist erst, wenn ich etwas mit Sicherheit herausgefunden habe.
F: Gibt es auch Momente, in denen du frustriert bis? Wann und warum?
A: Ja, wenn ich tausende von Bildern beschreibe, die eigentlich schon beschrieben wurden (Bauinventar), die Metadaten aber nicht mit überliefert wurden. Und man auch auf den Bildern selber sieht, da schreibt einer die Metadaten auf…!
F: Was vermisst du? Was könnte besser sein?
A: Seit dem Upgrade der Weboberfläche bin ich mit der Arbeitsumgebung sehr zufrieden.
F: Machst du noch bei anderen Projekten mit?
A: Ja, Openstreetmap, früher Wikipedia, Kulturprojekte (Kino).
Das Publikum dankt mit Applaus
Nach 15 Minuten war unsere Zeit bereits abgelaufen. Es blieben fünf Minuten für Fragen aus dem Publikum. Das Publikum nahm die Gelegenheit sehr gerne wahr. Zudem war das Publikum sehr angetan von unserem lebhaften und leidenschaftlichen Dialog.
Die Zeit reichte aber nicht mehr für Thomas‘ Kränzchen, das er dem Bildarchiv öffentlich winden wollte. Er hat es per E-Mail nachgeholt:
„Wie wir [Bildarchiv] es geschafft haben ‚unsere‘ Bilder an die Öffentlichkeit zu tragen, ist wirklich super. Kürzlich war ich Techniker für die GV der Bündner Vereinigung für Raumentwicklung in Ilanz. Was strahlt da auf der ersten Seite der Präsentation? Ein Luftbild von Meister Mittelholzer aus eurem Archiv! Ich war wirklich begeistert und berührt. Eure und unsere Arbeit wird wahrgenommen. Das ist mir wirklich wichtig.“
Vielen Dank, Thomas! Solche Auftritte und solch Feedback freut uns natürlich sehr und motiviert uns immer weiterzumachen und viel archivarischen Staub zu essen 🙂
Bei der „Nachbesprechung“ mit alten Bekannten: Thomas Feurstein von der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz. Die Landesbibliothek ist seit letztem Sommer auch auf sMapshot, wir haben darüber im Blog berichtet.
Die Fotografien stammen alle von Sven Beham. Weitere Bilder sind auf der Konferenzwebseite aufgeschaltet.
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