Beim Bereinigen der Metadaten in E-Pics Bildarchiv bin ich diese Woche auf folgende Postkarte gestossen, die mich nicht nur wegen der Bildunterschrift „Aufgebot gegen Bolschewiki’s, Zürich im Nov. 1918“ angesprochen hat. Die Bildunterschrift, die direkt im Bild platziert ist, sorgt geradezu für viel Aufmerksamkeit. Was mich erstaunt hat, dass ein in der Schweiz aufgenommenes Bild mit „Bolschewiki“ gekennzeichnet ist. Die Bezeichnung für die Streikenden ist also deutlich.
Wer mehr über den Landesstreik erfahren oder ihr/sein Wissen auffrischen möchte, die/der sei auf den Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz verwiesen. Ausserdem gibt es eine Chronologie des Generalstreiks auch als Zeitstrahl online.
Woher kommt aber nun das Bolschewiki? Aufschluss darüber hat der Artikel Militärgewalt und das «revolutionäre» Gravitationszentrum Zürich (1917−1918) des Zürcher Historikers und Professors Rudolf Jaun aus dem Jahr 2018 gegeben.
Seit den Novemberunruhen 1917 waren in Zürich ständig Truppen stationiert. Die Stimmung in der ganzen Schweiz war sehr angespannt. Im Herbst 1918 waren der Zusammenbruch der alten Ordnung und der Aufstieg der Arbeiterbewegung in Deutschland und Österreich unübersehbar, und in bürgerlichen Kreisen wuchs die Sorge vor einer ähnlichen Entwicklung in der Schweiz. Die Generalstabsabteilung setzte „den Ausbruch eines Generalstreiks in jedem Fall mit dem Beginn einer ’sozialen Revolution‘ gleich.“ Die Streikenden wurden „deshalb stets als ‚Revolutionäre'“ bezeichnet.
Als dann der Zürcher Regierungsrat Anfang November 1918 zusätzliche Truppen in Bern, also beim Bundesrat, anforderte, befasste sich General Wille auch mit dem Thema.
„[General Wille] beantragte dem Bundesrat und dem Zürcher Regierungsrat ein ganz anderes Vorgehen, als es sein Generalstab ausgeheckt hatte. Auch Wille hatte Mühe sich vorzustellen, was ein politischer Massenstreik bedeuten mochte. So spricht er in seinem für das Zürcher Truppenaufgebot entscheidenden ‚Generalstreiks-Memorial vom 4. November 1918‘ zuerst von ‚Putschen und Tumulten‘, dann von der in Zürich ‚latent vorhandenen Disposition zu Krawallen, Generalstreik und Revolution‘. Schliesslich reproduziert er nach eigenen Erkundungen in Zürich am 3. November das in der politischen Rechten vorherrschende Bild eines erwarteten Generalstreiks: ‚Allgemein lebt man in der Furcht vor einer plötzlich gänzlich unerwarteten Proklamierung des Generalstreiks, aus dem dann gleich die Revolution hervorginge, die mühelos die Macht in die Hände der Bolschewiki brächte.‘ Damit begründet er seine Strategie. In der Folge spricht er ausschliesslich von ‚Generalstreik und Revolution‘ und von den Streikenden als ‚Bolschewiki‘.“ (Jaun 2018: 270)
Die Bezeichnung geht also auf General Ulrich Wille zurück.
Das Bild hat Koni Kreis bereits am 28.02.2018 bearbeitet, er schrieb uns damals folgende Präzisierung: „Behelmte Kavallerietruppe in der Nordecke des Kasernenhofs in Zürich-Aussersihl. Nicht gelaufen.“
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Unbekannt: Aufgebot gegen Bolschewiki’s, Zürich im Nov. 1918, 11/1918 (PK_011405, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000902065)
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