Schönwetters konnten vieles – aber fliegen konnten sie nicht

Lesezeit: 3 Min.

Bei der Durchsicht von Industriebildern des Landesarchives Glarus (Digitalisate ab Negativen) bin ich auf angehängte Aufnahme mit der Signatur „LAGL_PA-111-Sch_697.5_Freuler-Ennenda” gestossen. „LAGL_PA-111-Sch_xxx” bedeutet Privatarchiv Nr. 111, Nachlass Schönwetter (Johann Baptist und Hans) in der Fotosammlung des Landesarchives des Kantons Glarus.

Schönwetters konnten vieles; auf den richtigen Föhntag warten, damit man den Industriesmog nicht sah; auf Bockleitern steigen, um die Übersicht zu behalten; Bäumchen umsägen, damit der Blickwinkel nicht (mehr) gestört wurde und und … – aber fliegen konnten sie nie. Die besagte Aufnahme ist aber unzweifelhaft eine Luftaufnahme – und mir vertraut. Ein bisschen stöbern in meinen digitalen Unterlagen zur Glarner Industrie und ich fand, was ich suchte, die Mittelholzer-Aufnahme „LBS_MH01-004249, Ennenda aus 200 m, Blick nach Nordnordosten”. Die Ähnlichkeit ist frappant, aber es ist nicht die gleiche Aufnahme. Auch wenn Licht-/Sonnenverhältnisse und Schattenwurf identisch sind, der Blickwinkel ist verschoben. Bei der „Schönwetter”-Aufnahme ist der Blickwinkel steiler und man sieht in den Hof der Firma Freuler (abgesehen davon, dass sie näher aufgenommen wurde). Sie muss also kurz nach der 4249er-Aufnahme – oder allenfalls in einem zweiten Anflug – gemacht worden sein.

Hatte ich die besagte Aufnahme im ETH-Bildarchiv bis jetzt verpasst? Ich habe unter verschiedenen Stichwörtern/Stichwörterkombinationen versucht, sie zu finden, aber: Fehlanzeige. Also muss Schönwetter sen. Walter Mittelholzer das Glasnegativ abgekauft haben (um sicher zum Copyright zu kommen). Das generiert nun Fragen:

  •  was weiss man über die Vermarktung von Mittelholzers Bildern – er war schliesslich nicht nur Fotograf und Pilot, sondern in besonderem Masse auch Geschäftsmann.
  • was weiss man über die Foto-Ausrüstung von Mittelholzer und den technischen Vorkehrungen im Flugzeug sowie zu seiner Handhabung der Negativplatten-Auswechslung während des Fluges.

Vielleicht bringt ein Blog-Beitrag etwas Licht in die Sache (und vielleicht noch etwas mehr).

LAGL_PA-111-Sch_697.5_Freuler-Ennenda (Landesarchiv Glarus LAGL)
LBS_MH01-004249, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000296141 und auf sMapshot: https://smapshot.heig-vd.ch/contribute/7323

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Vollständige Bildinformationen

Mittelholzer, Walter: Ennenda aus 200 m, Blick nach Nordnordosten (NNE), 1925 (LBS_MH01-004249, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000296141) und auf sMapshot: https://smapshot.heig-vd.ch/contribute/7323

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-18813-de

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5 Kommentare

  1. Koni Kreis
    Monday, 25. October 2021
    Antworten

    Es gibt im Bildarchiv auch die Aufnahme LBS_MH01-004250, Ennenda aus 200 m v.O.
    Das Bild von Herrn Schönwetter sieht wie aus?

  2. Sigi Heggli
    Monday, 25. October 2021
    Antworten

    Aufnahmen mit Mittelholzer und seiner Kamera gibt es im ETH-Bildarchiv unter LBS_SR02-20011 mit Mittelholzer als Fliegerbeobachter in einer Haefeli DH-3 um 1920 und unter LBS_MH02-08-0161 vom Tschadseeflug 1930/1931. Im Buch Alpenflug von 1928 hat Mittelholzer ein ganzes Kapitel „Aus der Praxis der Luftphotographie“ verfasst (Seiten 94 – 109). Ursprünglich wurden Wechselkasettenmit Fotoglasplatten, später aus Gewichtsgründen mit Film, gefolgt von Rollfilmkasetten verwendet. Zu Beginn erfolgten die Schrägaufnahmen freihändig, später ab Hilfsgestellen und Kameraaufhängungen.

  3. Koni Kreis
    Monday, 25. October 2021
    Antworten

    Zu den Fragen von August Berlinger:
    Die zwei Mittelholzer-Aufnahmen LBS_MH01-004249 und -004250 sind in kurzem zeitlichem Abstand gemacht worden, aber nicht hintereinander beim gleichen Durchflug. Die Personen auf den Strassen stehen nämlich an unterschiedlichen Stellen. Mittelholzer müsste also im Flug Zeit gehabt haben, um die Glasplatten in seiner Kamera zu wechseln. (Piloten durften zwar ihr Handy nicht benutzen, durften aber die Kamera bedienen (;-)).
    Mittelholzer hatte übrigens oft mehr als eine Kamera dabei; im Kilimandjaro-Buch spricht er von 5 Geräten (inkl. Filmkamera) beim Überflug des Kibo.

  4. Koni Kreis
    Monday, 25. October 2021
    Antworten

    August Berlinger hat mir freundlicherweise das Schönwetter-Bild per Email geschickt. Vielen Dank! Das Bild zeigt in Grossaufnahme die heute nicht mehr existierende Fabrik Freuler nördlich des Friedhofs Ennenda, beim heutigen Freuligerweg (wieso heisst der nicht Freulerweg??).

    Wenn man die Bilder vergleicht, dann sind sie wirklich alle unterschiedlich. Aber die detaillierte Beobachtung der geöffneten oder geschlossenen Fenster und Fensterläden in der Umgebung lässt den Schluss zu, dass alle drei Bilder zu fast dem gleichen Zeitpunkt gemacht worden sind.

    Das heisst also, dass es noch Mittelholzer-Bilder gibt, die im ETH-Bildarchiv nicht vorhanden sind. Mittelholzer hat ja viele Bilder für Private gemacht; möglicherweise hat er dann die Negative mit abgegeben.
    Ein Beispiel hatten wir ja kürzlich auch mit den drei Luftaufnahmen der Abadieh Reinhart in Ägypten.
    Spannende Sache!

  5. August Berlinger
    Tuesday, 26. October 2021
    Antworten

    Freuler(weg) – Freuliger – Freulerig
    Die Bezeichnung kommt daher, weil nicht die Familie, sondern die Fabrik / das Areal der Textildruckerei Freuler gemeint war. Auf die Frage: „Wo wärchisch“ oder „Wo isch’s passiert“, war die Antwort:“Ir Freuliger“ – also, in der Fabrik / auf dem Areal der Firma Freuler & Cie. Es konnte auch „Freulerig“ heissen – damit war aber die (Besitzer)Familie / die Sippe der Freuler gemeint („Zu weler Freulerig g’hörsch?“ war/ist die Frage nach der differenzierten Familienzugehörigkeit.
    Auch in Ennenda gibt es „D‘ Trümpiger“ – die Firma hiess zwar Bartholome Jenny & Cie., aber die Erbauer und Besitzer der ersten Fabrik an diesem Standort waren Trümpi.

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