Kürzlich in unserem Forum (Link) hat Thomas Pfister zum Mitdenken aufgerufen. Folgendes schreibt er zu den Bildern Hs_1458-GK-B000-GLAZ-21 bis GLAZ-24:
Hans Zumbühl hat hier schon viel geleistet, aber wir wissen immer noch nicht, was das Instrument im Bild wirklich soll. Ich habe mir die Bilder angeschaut. Was dabei heraus gekommen ist:
- Die Bilder zeigen zwei Versionen des gleichen Geräts.
- Das Gerät misst Horizontal- und Vertikalwinkel. (Eigentlich ein Theodolit?)
- Das Gerät scheint sehr massiv, was auf einen Einsatz in schwierigen Verhältnissen hindeutet (Militär, alpine Vermessung?)
- Das Gewicht des Geräts verbietet wohl einen mobilen Einsatz.
- Das Gerät ist ausfahrbar. Zu diesem Zweck hat es ein Gegengewicht, das sich beim Ausfahren absenkt (Hs_1458-GK-B000-GLAZ-22).
- Das Gegengewicht allein reicht nicht aus, weshalb an der zweiten Version zwei Handgriffe angebracht wurden, um das Ausfahren zu erleichtern.
Thomas Pfister leitet daraus folgende Hypothesen ab:
- Das Gerät dient der Feuerleitung für Festungsartillerie.
- Das Gerät dient der Landesvermessung in sehr schwieriger Umgebung.
- Die Datierung mit 1892 spricht weder gegen den einen noch den anderen Zweck.
Einen Tag später setzt er seinen Überlegungen fort:
Schauen wir vielleicht einen Artillerierichtkreis an? Hier ein viel leichteres und etwas moderneres Modell. Von Aufbau und Funktion her sehr ähnlich. Aber, was macht man mit einem fest installierten Artillerierichtkreis? Die eigene Stellung immer und immer wieder vermessen? Hmmm…
Der nächste Tag bringt nochmals neue Beobachtungen!
- Der optische Teil (abgesehen vom Periskop) wird wahrscheinlich erst nach dem Ausfahren des Geräts eingesetzt (siehe GLAZ-21, wo man durch das Gehäuse unter den Federn durchschauen kann).
- Das Periskop schaut nach hinten, d.h. der Beobachter am Okular sitzt mit dem Rücken zu seinem Objekt.
- Das Gerät verfügt über mechanische Sicherungen, die eine Beschädigung beim Einfahren verhindern sollen (GLAZ-24, rechts am Gerät.)
- Das Gerät und der Bediener sind gegen Erschütterungen gesichert. Das Periskop ist an den vier Federn elastisch aufgehängt. Der Bediener sitzt auf einem gefederten Sattel, der wiederum auf einer gefederten Stütze angebracht ist.
- Das Stativ und der Schutzbehälter sind äusserst massiv ausgeführt. Im Endausbau wäre das Gerät wohl mit sechs dicken Bolzen festgeschraubt. Beide Eigenschaften scheinen auf eine militärische Verwendung hinzudeuten.
Thomas Pfister würde sich natürlich freuen, wenn wir ihm helfen könnten. “Ich habe schon recht viel Zeit aufgewendet und bin der Lösung trotzdem nicht viel näher gekommen. Hilfe aus dem Blog wäre folglich sehr willkommen. Ich wüsste auch sehr gern, was da auf diesen Bildern ist…”
Die Aufnahmesituation dieser 4er-Reihe an sich wäre bereits ein Blogbeitrag wert!
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Vollständige Bildinformationen
Unbekannt: Periskopartiges optisches Messinstrument, Zweck unbekannt, 14.04.1892 (Hs_1458-GK-B000-GLAZ-21, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000016616)
Eugen Rippstein: Die zwei Instrumente haben die Funktion von fest installierten Theodoliten, mit welchem man den Winkel zu einem Messpunkt horizontal und vertikal bestimmen kann. Mit zwei Instrumenten entsprechend aufgestellt und eingemessen kann ein Punkt im Raum eindeutig bestimmt werden. Im Gegensatz zu üblichen Theodoliten sind diese Instrumente massiv gebaut um sie für längere Zeit fest zu installieren und bei Nichtgebrauch zu schützen. Werden auf einem Gletscher Messpunkte angebracht, so kann mit zwei Instrumenten die Bewegung dieser Punkte und damit des Eises darunter über die Zeit vermessen werden. Diese Instrumente haben sich die Glaziologen z.B. bei den Geologen ausgeliehen, die damit z.B. Hangrutschungen vermessen haben. Auf den Bildern sind diese provisorisch auf Baugerüsten aufgestellt um sie auszuprobieren. Der Einsatz am unteren Grindelwald-Gletscher wäre in dieser Zeit 1882 sicher sinnvoll gewesen, laut hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Unterer_Grindelwaldgletscher schmolz er bis 1882 ca. 1 km ab.