Am 6. März 2006 wurde unsere Web-Bilddatenbank „Bildarchiv Online“ (http://ba.e-pics.ethz.ch) aufgeschaltet. Wie es dazu kam, lesen Sie in Teil 1. Wie sich E-Pics Bildarchiv Online seither als grösster Katalog auf der Plattform E-Pics (https://www.e-pics.ethz.ch) etablierte und weiterentwickelte, ist Inhalt dieses zweiten Teiles unserer kleinen Serie zu über 15 Jahre Geschichte.
Aber was bedeutet das aus technischer Sicht? Wie hat sich unsere Bilddatenbank seit dem Start vor 15 Jahren weiter entwickelt? Was sind die Meilensteine seit 2006 bis heute?
2007
E-Pics wird Dienstleister für die ganze ETH Zürich
Im Jahr 2007 ging E-Pics (https://www.e-pics.ethz.ch), das Bildinformationssystem der ETH Zürich, in den ordentlichen Betrieb über. Im Zentrum der Arbeiten standen die Weiterentwicklung des Webclients sowie die Gewinnung neuer Anwender innerhalb der ETH Zürich. Einige ETH-Institute begannen bereits mit dem Einsatz von E-Pics, mit anderen Interessenten liefen ersten Gespräche. Innerhalb der ETH-Bibliothek konnte mit E-Pics Alte Drucke bereits ein zweiter Katalog öffentlich zugänglich gemacht werden. Bei der Weiterentwicklung des Webclients wurden in erster Linie die Erkenntnisse eines Usability-Tests umgesetzt. Die Inbetriebnahme war für die erste Hälfte 2008 geplant.
2008 Weiter in der Erschliessung
Für das 2008 gibt es nicht viel zu berichten. Die Erschliessungsarbeiten im Bildarchiv gingen voran, hauptsächlich bei der Ansichtensammlung, den Comet-Luftbildern und der Porträtsammlung; Albert Frey-Wyssling (Dia_249) konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Ende Jahr waren rund 39’000 Bilddokumente online, die Datenbank enthielt bereits insgesamt 94’700 Datensätze.
2009 Google Bildersuche (Google Image) und Crowdsourcing I
In einer Expertenbefragung (Ramminger, Graf 2007) stellte sich heraus, dass unsere Wissenschaftler/-innen Bilder hauptsächlich auf Google Image suchen. Unsere Bibliotheksstrategie war es damals und ist es heute noch: dorthin mit unseren Angeboten und Inhalten zu gehen, wo unsere Nutzenden sind. Deshalb entschieden wir, die Bilder mit niedriger Auflösung auf eigene HTML-Seiten zu exportieren, damit der Google-Crawler sie finden kann. “Crawler” ist ein Oberbegriff für Programme wie Robots oder Spider, die Websites automatisch scannen, indem sie Links von einer Webseite zur nächsten folgen. Im Herbst 2007 wurde bereits ein erster Export zu Google vorbereitet worden – doch nichts passierte.
Wir entwickelten schliesslich in Zusammenarbeit mit Google eine Schnittstelle. Das war im Prinzip ein erneuter, strukturierterer und mit mehr Metadatenfeldern angereicherter Export. Die Schnittstelle zu Google war auch für den Hersteller Canto unserer Basissoftware Cumulus von E-Pics so interessant, dass ein sogenannter Use Case über die Kooperation der ETH-Bibliothek und Google veröffentlicht wurde.
Die Bilder waren schliesslich ab Februar 2009 auf Google Bilder in einer geringen Auflösung und unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND nutzbar. Weil im Februar die Anfragen der Nutzenden signifikant anstiegen, bemerkten wir erfreut, dass der Export nach Google erfolgreich war. Man konnte unsere Bilder, zwar noch nicht alle, auf Google Bilder recherchieren. Google schickt einem natürlich keine Ankündigung per E-Mail… 😉
Am besten funktioniert die gezielte Suche nach unseren Bildern auf Google Bilder mit dem Suchwort/Suchwörtern und der Einschränkung site:e-pics.ethz.ch, z. B. “mittelholzer site:e-pics.ethz.ch”.
Das Layout der Einzelbildansicht ist heute noch dasselbe wir 2009, es hat sich bis heute bewährt. Es ist zeitlos schlicht und modern.
In der Folge haben sich die Zugriffszahlen auf Bildarchiv Online mehr als verzwanzigfacht und die Anfragen für Bildbestellungen stiegen signifikant an. Mit dem Import der Postkartensammlung Feller waren Ende 2009 erstmals über 100’000 (die Hälfte davon allerdings “nur” die Rückseiten der Postkarten), nämlich 143’546, Datensätze online verfügbar.
Ende Jahr startete schliesslich das Crowdsourcing-Projekt mit den Swissair-Pensionären: Zwischen Dezember 2009 und Dezember 2013 wurden wöchentlich 200 bis 350 neue Bilder mit den vorhandenen Metadaten (Titel, Autor, Datierung) in einem geschützten Bereich auf der E-Pics Bildarchiv Online geschaltet. Die freiwilligen Swissair-Pensionäre konnten mittels Passwort im eigens aufgeschalteten Feld „Notizen“ zusätzliche Informationen in die Datenbank eintragen.
2010: Primo Pipe, DOI und das neue DigiCenter
Am 1. Juni 2010 startete die ETH-Bibliothek mit dem Wissensportal (heute: ETH-Bibliothek @ swisscovery), dem neuen Suchsystem (Discovery-System Primo), das den Bibliothekskatalog NEBIS mit anderen Katalogen und Quellsystemen wie auch der Webseite der ETH-Bibliothek zusammen durchsuchbar machte. Mit sogenannten Pipes können wir fortan unsere Google-Seiten in den Bibliothekskatalog importieren, was die Suchmöglichkeiten für Bibliotheksnutzer/-innen erheblich erhöht.
Darüber hinaus haben seit 2010 alle Bilder des Bildarchivs, die online gehen, einen DOI (Digital Object Identifier) erhalten. Der DOI ist eine einzigartige und permanente digitale Kennung für physische, digitale oder abstrakte Objekte. Ursprünglich stammt er aus der Welt der wissenschaftlichen E-Journals. Über den neu an der ETH Zürich eingerichteten DOI-Desk (damals: www.doi.ethz.ch) konnten mittlerweile für zahlreiche elektronische Dokumente ein DOI registriert werden. Neben Anwendungen der ETH Zürich (ETH E-Collection [heute Research Collection], E-Pics, Bildarchiv Online und Replay) nutzen bisher bereits e-rara.ch, retro.seals.ch (heute E-Periodica.ch sowie Infoscience der EPF Lausanne die DOI-Registrierung.
Im Oktober wurden die ersten 3’000 Fotos durch die Swissair-Pensionäre erschlossenen Bilder aufgeschaltet. Insgesamt wurden im Jahr 2010 rund 10’000 neue Bilder aus verschiedenen Beständen erschlossen und aufgeschaltet, womit Ende des Jahres 153’803 Bilder online verfügbar waren. Durch Anpassung und teilweise Vereinfachung der ISBD-konformen Katalogisierungsregeln (International Standard Bibliographic Description) konnte der Erschliessungsrückstand effizienter als in den Vorjahren abgebaut werden.
Seit Anfang 2010 wird die Digitalisierung durch das neu eingerichtete DigiCenter der ETH-Bibliothek durchgeführt. Für die Digitalisierung von Fotomaterialien, mit uns als Hauptkunde, wurde eine Hasselblad H3DII39 mit HC 4/120 mm Macro angeschafft. Insgesamt wurden im ersten Betriebsjahr 20’815 Bilder digitalisiert.
Die für den technischen Betrieb zuständige Bibliotheks-IT (Team Integration und Entwicklung) hingegen startete ein Migrationsprojekt. Es hatte zum Ziel, die an die Systemgrenzen stossstossende Applikation auf eine skalierbare, virtuelle Infrastruktur zu bringen.
2011 Virtuelle Infrastruktur und neue Kataloge
Im Frühjahr standen zwei grosse Schritte an: Die Migration des gesamten Systems auf eine neue Serverbasis – und ausserdem das Upgrading auf die neueste Cumulus-Version (Version 8.1). Wir erhofften uns von diesem Schritt einen deutlichen Komfortgewinn, insbesondere durch höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten.
Konzeptionell von grosser Bedeutung war der Entscheid der ETH-Bibliothek, E-Pics auch über die Projektphase hinaus allen Instituten und Professuren der ETH Zürich als kostenfreie Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Die Entwicklung der Kataloge zeigte ein kontinuierliches Wachstum: 2011 begannen mit dem Stab Veranstaltungen und Standortentwicklung (öffentlich zugänglicher Katalog), dem Institut für Landschaftsarchitektur, Professur Vogt, der Abteilung ETH Sicherheitspolitik sowie dem Laboratorium für Anorganische Chemie vier weitere Institute und Professuren der ETH mit E-Pics zu arbeiten. Die positive Trendentwicklung in der Nutzung des Produkts wurde mit der steigenden Anzahl grosser ETH-Einheiten als Kunden fortgesetzt. Darüber hinaus konnte mit der Fotostiftung Schweiz ein attraktiver externer Partner gewonnen werden, durch den die Plattform E-Pics schweizweit zusätzlich an Bedeutung gewinnen würde.
Im Bildarchiv hingegen wurden weiterhin mit höchster Priorität die Fotografien des Archivs der Swissair erschlossen. Rund 6500 Swissair-Bilder und 1120 Bilder des Abessinienflugs von 1934 (und damit zum ersten Mal auch ein Auslandflug des Swissair-Pioniers Walter Mittelholzer) wurden über Bildarchiv Online öffentlich zugänglich gemacht. Insgesamt wurden 12’100 Bilder neu aufgeschaltet. Somit konnte zu Jahresende auf 165’907 Bilder online zugegriffen werden.
2012 Swissair, Swissair, Mittelholzer…
Erschlossen wurden erneut mit höchster Priorität die Bilder des Fotoarchivs der Swissair. Rund 8’200 Swissair-Bilder wurden veröffentlicht, mit weiteren 4’450 Bildern waren zudem die Auslandflüge von Walter Mittelholzer vollständig online zugänglich. Schliesslich wurden auch die ersten 14’000 Luftbilder aus dem Archiv der Stiftung Luftbild Schweiz online veröffentlicht, es handelt sich hierbei um den Teilbestand der schwarzweissen, hochgeflogenen Senkrechtaufnahmen im Format 24 x 24 cm. Insgesamt wurden 28’812 Bilder neu aufgeschaltet. Somit waren per Ende 2012 194’789 Bilder auf Bildarchiv Online verfügbar.
2013 E-Pics im neuen Mantel
2013 stand der Relaunch der in die Jahre gekommenen eigenentwickelten Web-Plattform im Zentrum. Die Migration auf das Standardprodukt Cumulus Sites wurde im Herbst abgeschlossen. Die grösste funktionale Neuerung waren die kontextgebundenen Ansichtensets (3D-, Panorama-, Albenansicht). Neu konnten zudem Bilder auch für den direkten Download unter einer Creative-Commons-Lizenz freigegeben werden, es gab dynamische Filter (Facettierung) und eine verbesserte Navigation. Im Zuge des Relaunch-Prozesses wurden auch die immer wichtiger werdenden Fragen der Schnittstellen nach aussen überprüft. So wurden einzelne Bestände ins Wissensportal oder die Google Image Search integriert sowie über das Web Content Management System (WCMS) der ETH Zürich als Bildergalerien in ETH-Websites eingebunden. Mit der neuen CIP-Schnittstelle von Cumulus bot sich eine verstärkte Integration von Bildinhalten in weitere Services der ETH Zürich an. Die plattformunabhängige Anwendung lief auf mobilen Endgeräten und unterstützte alle gängigen Browser.
Am 10. Februar 2013 sendete die Hauptausgabe der Tagesschau des Schweizer Fernsehens einen Beitrag zu den Swissair-Luftbildern. In der Folge brach E-Pics Bildarchiv Online zusammen! Ein kleiner effektiver Trick, um das System stabil laufen zu lassen, war, die Sortierung der Bilder auszuschalten. Übrigens ist dies auch heute noch der Fall. Unser Katalog ist und war einfach zu gross! Daher musste die Serverinfrastruktur optimiert werden. Es waren hektische Zeiten. E-Pics besteht neu aus sieben Servern. Der sehr grosse Katalog des Bildarchivs wird zusätzlich nächtlich gespiegelt.
Parallel dazu konnten zwei weitere Institutionen als Kunden gewonnen werden: Die Erdwissenschaftlichen Sammlungen der ETH-Bibliothek präsentierten über 1000 Objekte aus der didaktischen Sammlung Albert Heim, die im Rahmen eines Projektes der ETH-Bibliothek “3D”-fotografiert wurden und 2014 online zur Verfügung stehen werden. Einen besonderen visuellen Schatz bildete der zweite neue Katalog: Mit der Fotostiftung Schweiz in Winterthur würde der erste externe Partner E-Pics nutzen. Die damit verbundene Datenmigration und -bereinigung wurde bis Ende 2013 weit vorangetrieben.
Im Bildarchiv wurde das Crowdsourcing-Projekt mit den Pensionären der Swissair Mitte des Jahres abgeschlossen. Zum Jahresende waren alle ausgewählten rund 39’400 Swissair-Bilder (20% des Bestandes) fertig erschlossen und online gestellt. Insgesamt wurden 66’478 Bilder neu aufgeschaltet, Ende des Jahres waren knapp 261’300 Bilder auf Bildarchiv Online verfügbar.
Im Weiteren überarbeiteten wir den Schlagwortkatalog auf Bildarchiv Online, was auch eine Neuorientierung weg von der konzeptuellen zu einer kategorialen Verschlagwortung bedeutete. Bei der Begriffsbildung griffen wir wenn immer möglich auf existierende Nomenklaturen im Sachkatalog der ETH-Bibliothek zurück. Zudem führten wir acht Genrekategorien (z. B. Architekturfotografie) ein. Damit verbunden waren kontinuierliche gegenseitige Schulung zur möglichst einheitlichen Anwendung der Kategorien sowie eine grosse Bereinigungsaktion aller Bestände, denn in der Vergangenheit war oftmals zu detailliert beschlagwortet worden.
2014 Business as usual
Im Berichtsjahr war es verhältnismässig ruhig: es wurden fünf neue Kunden gewonnen, wovon vier dieser Kataloge nicht öffentlich sind. Die Website www.e-pics.ethz.ch verzeichnete 136’899 Visits, eine Steigerung von rund 16 % gegenüber dem Vorjahr. Nach langer und intensiver Vorbereitungszeit konnte im Juni der Katalog der Fotostiftung Schweiz mit rund 10’000 Bildern erfolgreich aufgeschaltet werden. Ende des Jahres waren gegen 15’000 Bilder dieses externen Partners durchsuch- und bestellbar.
Auch im Bildarchiv business as usual: Es wurden 39’210 weitere Bilder, darunter wie auch schon im Vorjahr etliche Swissair-Luftbilder, aufgeschaltet, sodass Ende des Jahres 300’477 Bilder verfügbar waren.
2015 Open Data
Eines der wichtigsten Ereignisse für das Bildarchiv war die Änderung seiner Nutzungsbedingungen. Das bisherige Geschäftsmodell “Bildagentur” wurde zugunsten von “Open Data” aufgegeben. Mehrere Faktoren waren für diesen grossen Schritt verantwortlich. Die fehlende Wirtschaftlichkeit: bei Einnahmen und Ausgaben kam bestenfalls eine “schwarze Null” heraus (Graf 2014, 2015); neuere Entwicklungen in der Open-Bewegung: Open Access, OpenGLAM, Vorreiter wie die NASA, die Library of Congress oder das Rijksmuseum in Amsterdam.
Seit 1. März 2015 stellten wir digitalisierte Bilder, wenn immer rechtlich möglich, zum direkten Herunterladen in Webauflösung sowie als hochaufgelöste JPGs und TIFFs auf E-Pics Bildarchiv Online zur Verfügung. Um diesen Schritt zu vollziehen, mussten erstens vorab mit einer bibliothekseigenen Open-Data-Strategie die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden. Und zweitens musste jedes Bild resp. jeder Teilbestand einzeln auf die Lizenzbedingungen hin geprüft werden. Massgebend für die Lizenzierung sind die urheberrechtlichen Bestimmungen, d. h. die möglicherweise bestehenden Rechte von Fotograf/-innen und anderen Urheber/-innen oder bei unbekanntem Urheber/-in das Erscheinungsdatum.
Folgende Lizenzierungen wurden für die damals veröffentlichen Bilder vergeben:
- Public Domain Mark (gemeinfreie Bilder): 50 % (heute: 25 %)
- Creative Commons BY-SA 4.0 (Nutzungsrechte bei ETH-Bibliothek): 34 % (65 %)
- Nutzungsrechte unbekannt: 16 % (10 %)
Durch die Umstellung sollten die Anzahl Bestellanfragen und somit der interne Verwaltungsaufwand verringert sowie die Nutzung auf Bildarchiv Online gesteigert werden. Die Reaktionen der Nutzenden sowie der Medien war durchgehend äusserst positiv. Die Downloads im Vergleich zum Vorjahr, als Digitalisate bereits in Webauflösung heruntergeladen werden konnten, nahm um das 2,4-fache zu. Insgesamt wurden rund 99’000 Downloads registriert, davon 63 % JPG-Dateien und 37 % Tiff-Dateien. Die schriftlichen Bestellanfragen betrafen grösstenteils Bilder mit unbekannten Nutzungsrechten. Die Anzahl der zu bearbeitenden Bestellanfragen konnte im Vergleich zum Vorjahr von 594 auf 456 gesenkt werden. Der Aufwand seitens des Bildarchivs konnte somit zugunsten einer deutlichen Steigerung der autonomen Benutzungen reduziert werden. Auf Bildarchiv Online konnten 28’834 weitere digitalisierte Bilder online gestellt werden, sodass per Ende 2015 329’311 Bilder verfügbar waren.
Die Kataloge der Hochschulkommunikation (Überarbeitung), der Erdwissenschaftlichen Sammlungen sowie die Rostpilze der Zürcher Herbarien gingen online. Zwei neue Kunden konnten für E-Pics gewonnen werden, darunter das Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich. Ausserdem konnten nun E-Pics-Bilder direkt als Galerie in Webseiten der ETH Zürich eingebunden werden. 143’165 Visits verzeichnete die E-Pics-Webseite, was einem Wachstum von 4,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Im Hintergrund haben wir im Bildarchiv mit der ersten Erfassung unserer Daten für die Langzeitarchivierung an DAM & Preservation Rosetta begonnen. Kleine Notiz am Rande in Bezug auf Schnittstellen im Allgemeinen: Wann immer wir mit unserem grossen Katalog kommen, gibt es in der Regel Probleme bei der Performance. Bei Rosetta wurde sogar die Frage nach dem Speicherplatz erstmals in Jahren wieder gestellt, denn unsere vielen TBs werden hohe und langfristige Kosten in Rosetta verursachen!
2016 Crowdsourcing II
Im Berichtsjahr konnten zwei neue Kataloge auf www.epics.ethz.ch aufgeschaltet werden: das Kunstinventar mit Objekten aus dem Kunstinventar der ETH Zürich, die Sammlung Sternwarte (heute: Sammlung wissenschaftlicher Instrumente und Lehrmittel, ETH Zürich) mit historischen Instrumenten der ehemaligen Eidgenössischen Sternwarte Zürich, ausserdem wurde Tiere, Pflanzen und Biotope auf Open Data umgestellt. Die Gesamtanzahl der Kataloge betrug zum Jahresende 27, davon waren 11 öffentlich zugänglich. Es wurden 191’613 Visits verzeichnet, 33,5 % mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Gesamtanzahl an Datensätzen in sämtlichen Katalogen von 1,1 auf 1,5 Mio., was einem Speicherplatz von 28 Terabyte entspricht.
Für das Bildarchiv sah 2016 zunächst wie ein ruhiges Jahr aus. Allerdings lösten ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) sowie ein Bericht in der Tagesschau von SRF1 vom 18. Januar 2016 ein grosses Medienecho aus und rief viele Freiwillige auf den Plan, die mithelfen, Bilder zu identifizieren. Die im Dezember 2015 ohne viel Aufhebens neu geschaltete Kommentarfunktion fürs allgemeine Crowdsourcing hatte im ersten Monat, ohne Marketingmassnahmen, bereits 100 E-Mails ausgelöst, eine im Vergleich zur Zeit vor der Kommentarfunktion mit 1-2 Zuschriften pro Monat beträchtliche Anzahl Mails.
Das Crowdsourcing entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitsschwerpunkt im Bildarchiv. Bis Ende Jahr beteiligten sich über 700 unterschiedliche Freiwillige (davon 90 % Männer) am Crowdsourcing. Dank über 10’500 eingegangener Hinweise wurden rund 9500 Bilder identifiziert bzw. präzisiert. Die Top Ten unter den Freiwilligen lieferten zusammen ca. 56 % aller Hinweise (heute 82 %), die das Team des Bildarchivs einem Plausibilitätscheck unterzieht. Die Informationen werden in die entsprechenden Metadatenfelder (in der Regel Titel, Beschreibung und Datierung) eingepflegt und allenfalls wird die Beschlagwortung angepasst. Die Originalkommentare werden, falls die entsprechende Zustimmung vorliegt, ins Kommentarfeld eingefügt. Wichtig bei der Arbeit mit der Crowd ist darüber hinaus die Kommunikation. Um die Freiwilligen und auch die informationswissenschaftliche Fachwelt regelmässig zu erreichen, wurde Anfang Mai dieses neue Weblog “Crowdsourcing der ETH-Bibliothek” aufgeschaltet, das die Leser/-innen regelmässig mit neuen Rätseln versorgt.
Die Umstellung auf Open Data im Jahr 2015 setzte einerseits Personalressourcen frei, die für die Erschliessung gedacht und nun also direkt ins Crowdsourcing, einer neuartigen, kollaborativen Form der Erschliessung, investiert werden konnten, andererseits nahm die Online-Nutzung nochmals um das 1,7-fache zu: Es wurden rund 171’000 Digitalisate aus E-Pics Bildarchiv Online direkt heruntergeladen, davon 76 % im JPG-Format. Die Visits und Page Views auf Bildarchiv Online verdoppelten sich ebenfalls. Es wurden 35’947 digitalisierte Bilder neu online gestellt, sodass per Ende des Jahres 365’258 Bilder verfügbar waren.
Dank Open Data wurde es uns nun auch möglich, Bilder für Wikimedia freizugeben. Dazu werden seit August 2016 regelmässig ausgewählte Bestände auf Wikimedia Commons, der Bilddatenbank von Wikimedia, hochgeladen und können dort für alle Wikimedia-Projekte wie etwa die Wikipedia weiterverwendet werden. Mehr zu unseren Aktivitäten sowie die Upload-History auf Wikimedia Commons finden sich auf unserer Wiki-Commons-User-Seite. die Bilder sind in der entsprechenden WikiCommons-Kategorie Category:Media_contributed_by_the_ETH-Bibliothek zu finden. Das Bildarchiv ist mit rund 60’000 Uploads der grösste Bildgeber der GLAM-Institutionen in der Schweiz.
2017 Re-Design der E-Pics-Startseite
Ende 2017 wurden rund 1,7 Millionen Bilder in den Katalogen von E-Pics verwaltet, davon waren auch rund 700’000 online. E-Pics ist eines der beliebtesten Angebote der ETH-Bibliothek. Seit Mai präsentierte sich die Plattform in neuem Design und mit neuen Funktionen.
Hoch aufgelöste Bilder spiegeln die Vielfalt der Bildersammlungen wider. Es steht mehr Platz zur Verfügung, um bereits auf der Startseite die wesentlichen Informationen zu den einzelnen Katalogen zu geben. Neben der ansprechenden, übersichtlichen Optik der neuen Startseite sind in der Rubrik “Support” Anleitungen zur Benutzung hinzugekommen, die heruntergeladen werden können. Dokumentationen und Downloads für externe Partner, die ihre Kataloge auf E-Pics bereitstellen, sind zentral an einem Ort bereitgestellt. Für Personen, die sich für E-Pics als Bildverwaltungstool interessieren, sind auf der Webseite die wichtigsten Aspekte beschrieben. Das grösste Highlight in diesem Jahr war die Online-Schaltung des zweiten “externen” Katalogs: Zum 140. Jubiläum stellt das Baugeschichtliche Archiv der Stadt Zürich 100‘000 Bilder online zur Verfügung.
2018 400’000 Bilder und mehr…
Acht Kataloge kamen im Laufe von 2018 neu zu E-Pics hinzu, drei davon sind online frei verfügbar. Mit Ex meis libris, der Xylothek und den Kunstsammlungen des Bundes standen nun insgesamt 15 Kataloge öffentlich zur Verfügung. Die Anzahl der Datensätze auf E-Pics belief sich insgesamt auf 1,7 Millionen. Sie belegten einen Speicherplatz von 45 Terabyte.
Das Bildarchiv hingegen knackte die Marke von 400’000 Online-Bildern auf E-Pics, bereits im März 2019 sollte dann die halbe Million folgen. Zwischen 25’000 und 40’000 Fotografien werden jeweils pro Jahr vom Bildarchiv neu online publiziert. Im Berichtsjahr hinzugekommen sind u.a. eine weitere Auswahl von Reportagen der Schweizer Pressebildagentur Comet Photo AG und schliesslich konnte auch die Digitalisierung aller Luftbilder des Swissair-Bestands abgeschlossen werden.
2019
Im Jahr 2019 standen das neue Wiki und eine Migration im Vordergrund. Ein Wiki rund um das Thema Bildverwaltung wurde in deutscher und englischer Sprache erstellt. Das Wiki bietet viel Hilfe und Hintergrundinformationen an und wird von den E-Pics-Katalogbesitzern sehr gerne genutzt. Für die sogenannten Endkunden, also alle die in den E-Pics-Katalogen recherchieren, gibt es dort ebenfalls Wiki-Seiten mit den immer wiederkehrenden Themen wie Suche und Bedienelemente, Cache leeren und Browserkompabilitäten sowie Ansprechpartner.
Zudem startete die Migration aller Kataloge auf die neuste Software-Version des Backends 11.1.5/11.1.6. Die Migration dauerte bis ins Frühjahr 2020. Zudem wurde die REST-Schnittstelle (API) erfreulicherweise vermehrt genutzt, zum Beispiel werden die Daten für Hackathons und Glamhacks heruntergezogen. Drei neue Kataloge kamen hinzu. In allen Katalogen waren 1’894’644 Datensätze angelegt, davon waren 908’222 online gestellt. Alle Kataloge zusammen beanspruchten über 53 Terabyte Speicherplatz, davon entfallen rund 50 Terabyte für das Bildarchiv.
Im Katalog des Bildarchivs wurden 2019 u. a. die ersten 60’000 von rund 260’000 Bilder des umfangreichen Bestandes der Stiftung Industriekultur online gestellt (Link zum Vortrag der Vernissage). Weitere neue grössere Bestände, die 2019 online gingen: Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung (Hochmoorinventar) und die Luftbilder der Wild Heerbrugg. Es wurden 195’000 Digitalisate aus E-Pics Bildarchiv Online direkt heruntergeladen. Per Ende Jahr waren total 523’759 Bilder online verfügbar .
Allgemein
Das Digital Asset Management System Cumulus wird seit 2005 an der ETH Zürich eingesetzt. Die Plattform E-Pics für Bilder, Fotografien und Illustrationen ist eine Dienstleistung der ETH-Bibliothek. Jedes Institut, jede Professorin/jeder Professor, jede Sammlung oder jedes Archiv kann sich von der ETH-Bibliothek einen eigenen Katalog einrichten lassen. Diese sogenannten Katalogbesitzer können ihre Bilder der Öffentlichkeit zugänglich machen oder E-Pics einfach nur für interne Zwecke benutzen. Zur Zeit gibt es insgesamt 41 Kataloge, 17 Kataloge sind online zugänglich. Das Bildarchiv ist der grösste Kunde von E-Pics.
Das Bildarchiv verwaltet in seinem Backend, dem Cumulus Native Client, im Moment knapp 1,1 Mio. Datensätze, davon haben 83 % ein Asset (= Bild), bei 17 % der Datensätze gibt es “nur” einen Bild-Platzhalter mit Metadaten. Der Traffic auf E-Pics Bildarchiv Online war 2020: rund 346’000 Besuche und 210’000 Downloads. Unser DigiCenter digitalisiert jedes Jahr rund 60’000 analoge Bilder.
Ausserdem verwaltet das Bildarchiv den E-Pics-Katalog Tiere, Pflanzen und Biotope mit rund 71’000 Bildern online, 16’600 Visits und knapp 4000 Downloads im Jahr 2000.
Quellen
- E-Pics Newsletter 2/2006-6/2010.
- Graf, Nicole: Bildarchiv 2020: Strategische Ziele für das Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich. Master-Thesis Bildwissenschaft, MA. Krems: Donau-Universität, Departement für Bildwissenschaften, 2014.
- Graf, Nicole: Von der Bildagentur zum Open-Data-Lieferanten: Neuausrichtung des Lizenzmodells des Bildarchivs. Vortrag am 104. Bibliothekartag: Bibliotheken – von Anfang an Zukunft, Nürnberg, 26.-29. Mai 2015.
- Jahresberichte der ETH-Bibliothek, 2000-2018
- Ramminger, Eva; Graf, Nicole: Informationsmanagement an der ETH Zürich: Ergebnisse einer qualitativen Expertenbefragung der ETH-Bibliothek zum Umgang mit Literatur und Informationsressourcen in Forschung und Lehre. Zürich: ETH-Bibliothek, 2007.
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