Folgende raren Bilder stammen aus dem Nachlass von Bernhard Im Hof (1882-1961), der von 1902 bis 1906 Ingenieurwissenschaften an der ETH Zürich studierte.
Die 158 Bilder wurden uns im März 2021 von seiner Familie übergeben. Bei 38 Bildern erhielten wir Kommentare von Urs Witmer und G. Jänicke. Die Bilder sind mit dem Bildcode-String Ans_15297 oder unter Fotografen Im Hof, Bernhard auf E-Pics Bildarchiv zu finden.
Die folgenden biographischen Informationen zu Bernhard Im Hof stammen von Stephan Jost, einem Enkel von Bernhard Im Hof.
Studium und Berufseinstieg
Nach seinem Studium an der ETH war Bernhard Im Hof von 1906 bis 1908 bei Arnold Scherrer (Bad Ems) angestellt. Scherrer war Experte im Fassen von Badequellen, z. B. Geschichte Sauerbrunn. Bernhard Im Hof hat 1949 einen Nekrolog für Arnold Scherrer geschrieben: “Der Verfasser dieses Nekrologes hat als junger Ingenieur bei den Arbeiten in Karlsbad, Gießhübl-Sauerbrunn und Bad Salzbrunn teilweise selbständig und teilweise unter der verständnisvollen Leitung von Arnold Scherrer mitgewirkt. Giesshübl-Sauerbrunn lebte vor dem 1. Weltkrieg vom Kurbetrieb. Heute heisst der Ort Kyselka und liegt in der Tschechischen Republik.”
Im Hof, Bernhard: Giesshubel-Sauerbrunn (heute: Kyselka) und Umgebung, Marienbad, Bad Salzbrunn (heute: Szczawno-Zdrój) und Umgebung, 1906-1908 (Ans_15297-007-F, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001367323)
Gordon Bennet Cup
Gordon Bennet Cup ist die älteste jährlich stattfindende internationale Ballonsportveranstaltung für Gasballone. Initiator war der Amerikaner James Gordon Bennett Junior, der Verleger des New York Herald. Zugelassen sind bis zu drei Ballonteams je Nation. Es siegt das Team, das bei seiner Landung die grösste Entfernung zum Startpunkt erreicht hat. Das Heimatland der Gewinner ist jeweils der Austragungsort des übernächsten Rennens. 1909 fand der Wettbewerb in Zürich statt, der Start war in Schlieren beim Gaswerk. Es ist darum anzunehmen und ich habe keine Widersprüche gefunden, dass die Aufnahmen 1909 gemacht wurden. Das Luftschiff Parseval PLI, das auf 2 Aufnahmen sichtbar ist, startete 1909, dies zeigen Bilder von anderen Fotografen. Bernhard Im Hof hat 1909 keine Farbaufnahme des Luftschiffs gemacht, Photoshop macht das möglich.
Bei folgendem Bild erhielten wir von G. Jänicke folgende zusätzlichen Ausführungen: “Laut Broschüre der Luftfahrzeug-GmbH von 1911 handelt es sich um den ‘Parseval-Luftschiff PL 1 (Type E)’, welcher danach in ‘Parseval IV’ umgetauft wurde. Beim Gordon-Bennet-Wettfliegen in Zürich machte dieses Luftschiff am 3. Oktober 1909 insgesamt vier Demonstrationsfahrten.”
Quellgebiet Pelzmühletal
Bernhard Im Hof war von 1909 bis 1920 beim Wasserwerk Basel angestellt, bevor er 1920 Stadtingenieur von Schaffhausen wurde. Aus dieser Zeit sind Fotoplatten seiner Tätigkeit erhalten:
- Quellgebiet unteres Pelzmühletal
- Quellgebiet oberes Pelzmühletal
- Quellgebiet Seewen und Umgebung
- Quellgebiet Seewen Drainage
Der Kontext des Pelzmühletals ist in dem Artikel Wasserversorgung – Trinkwasser auf regionatur.ch beschrieben.
Wachsender Durst in Basel
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts fanden in Basel viele Leute aus der Umgebung dank der aufstrebenden Industrie Arbeit und liessen sich in der Stadt nieder. Die bestehende Wasserversorgung reichte in der Folge nicht mehr aus. Nach 1860 beauftragte deshalb die Basler Regierung englische Ingenieure mit der Fassung ergiebiger Quellen im Pelzmühletal und im Kaltbrunnental. In einer über zehn Kilometer langen Leitung wurde das Quellwasser in die neu erbauten Reservoirs auf dem Bruderholz geleitet. Der Höhenunterschied zwischen den hoch gelegenen Reservoirs und der Stadt machte zudem die Einführung einer Druckwasserversorgung möglich. Erstmals erhielten die einzelnen Haushalte einen direkten Wasseranschluss, und der tägliche Gang zum Brunnen, der auch sozialer Treffpunkt war, wurde überflüssig.
Grundwasser – neuer Trinkwasserspender
Ende der 1870er-Jahre musste die Wasserproduktionsmenge nach einer weiteren Bevölkerungszunahme erneut vergrössert werden. Ab 1882 wurde Trinkwasser aus dem Grundwasser der Wiese gewonnen. Diese Wasserversorgung in den Langen Erlen wurde sukzessive ausgebaut und ist heute zusammen mit den Anlagen der Hardwasser AG in Muttenz und Birsfelden sowie dem Wasserwerk Reinach und Umgebung die mengenmässig wichtigste Trinkwasserversorgungsanlage der Region Basel. Alle diese Anlagen beziehen das Trinkwasser aus dem Grundwasserstrom des Rheins respektive der Birs.
Im Hof, Bernhard: Quellgebiet oberes Pelzmühletal, 1909-1920 (Ans_15297-071-F, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001367388)
Bei folgendem Bild präzisiert Urs Witmer den Originaltitel folgendermassen: “Duggingen, Pelzmühletal, Seetalmatte, Wasserreservoir an der Seewenstrasse, Blick nach Nordosten (NE). Inschrift an der Tür: Wasserwerk Basel 1905.”
Urs Witmer kommt grad nochmals zu Wort: “Duggingen, Rainmatt, Haus Seewenstrasse 1, Blick nach Westnordwesten (WNW).”
Auch hier wusste Urs Witmer mehr Details: “Duggingen, Seewen (SO), Pelzmühletal, Sertel, Felstürme und -wände im Klettergebiet «Pelzli» (links), Blick nach Ostsüdosten (ESE).”
Parallel zur zunehmenden Nutzung des Grundwassers ging die Bedeutung der Quellen wegen ihrer stark schwankenden Wasserqualität zurück. Die letzten Quellen der Stadt Basel in Binningen und Bottmingen wurden in den 1950er-Jahren aufgegeben, diejenigen im Pelzmühle- und Kaltbrunnental im Jahr 2003. Als Folge des Rückgangs des Wasserverbrauchs in der Industrie und der Wassersparmassnahmen wurde um 2010 mehr Wasser gefördert als verbraucht.
Seewen Drainage
Die Drainage des Sumpfgebiets des ehemaligen Seewener Sees, ausgeführt zwischen 1919 und 1923. Mir ist ist nicht klar, ob Bernhard Im Hof für die Flurgenossenschaft als Experte oder als Angestellter der Wasserwerke involviert war. Nach dem Krieg war Landwirtschaft noch wichtiger als Landschaftsschutz. Heute (2021) gibt es Diskussionen, den See für den Tourismus wiederzubeleben.
Bemerkung: die Kirchtürme von Seewen sind auf den Aufnahmen Spitz, welsche Hauben (ähnlich Zwiebelhaube) wurden erst 1973 wieder eingeführt.
Urs Witmer schreibt hier folgendes: “Seewen (SO), Arbeiten zur Vertiefung im oberen Teil des 1870 gebauten Basler Weiers, Blick nach Süden (S).”
Auch beim folgenden Bild kann er der Bildtitel signifikant verbessern: “Seewen (SO), Basler Weier, abgesenkter Seespiegel zwecks Vertiefung am oberen Ende, Blick nach Süden (S).”
Urs Witmer schreibt bei der von Stephan Jost kolorierten Variante folgenden Kommentar: “Seewen (SO), Basler Weier, abgesenkter Seespiegel, Bauarbeiten am Hochwasserüberlauf beim Damm, Blick nach Nordwesten (NW).”
Auch hier gelang die Identifizierung des Schlosses mit Hilfe von Urs Witmer.
Urs Witmer: “Seewen (SO), mittlerer Dorfteil, Blick nach Osten (E). Über der Mitte: Kirche St. German.”
Aus der Seewener Geschichte
1889: Die welschen Hauben wurden durch spitzauslaufende Kirchtürme ersetzt und eine Orgel wurde eingebaut. Die Verkleidung der Orgel wurde vom Seewener Schreiner Trösch angefertigt.
1917: Gründung der Flurgenossenschaft Seewen. Diese Kommission hatte den Auftrag, die Drainage Arbeiten des Seebodens zu überwachen, die in den Jahren 1919-1923 durchgeführt wurden. Am 11. Nov. dieses Jahres tagten die Landbesitzer, welche im See und auf der Allmend Land besassen, um eine Flurkommission zu gründen. Aus ihren Reihen wählten sie folgende Personen in den
- Herrn Im Hof, Wasserwerke Basel
- Herr Jakob Bruderer, Lehrer und Initiator des Projekts
- Theodor Erzer, Ammann, beide Seewen
- Josef Wiggli (Hanelisepp)
- Erzer Adolf, Gemeindeverwalter Seewen (Ammedolfi)
- Vögtli Pius, Staetsbannwart, Seewen
An dieser Versammlung stimmte die Mehrheit der Anwesenden der Drainage des “Sees” und der Allmend bis zum Weiher zu.
Auch beim folgenden Bild schickte Urs Witmer interessante Details: “Seewen (SO), oberes Ende Basler Weier (abgesenkter Wasserspiegel), Sagenmatt, Blick nach Süden (S). Arbeiten zur Vertiefung im oberen Teil des Weiers, Motorloren mit Aushub aus dem See, Rampe mit Zahnstange.”
Urs Witmer: “Seewen (SO), Seeloch, begradigter Seebach, Einlaufrechen vor dessen Eintritt ins Seeloch, Blick nach Westen (W).”
Urs Witmer: “Seewen (SO), (wahrscheinlich) Vertiefung des Einlaufs des Seebachs in den Seelochstollen.”
Urs Witmer: “Seewen (SO), Im See, Arbeiten zur Begradigung/Kanalisierung des Seebachs oberhalb des Seelochs, Blick nach Westen (W).”
Urs Witmer: “Seewen (SO), Im See, Arbeiten zur Begradigung/Kanalisierung des Seebachs (wahrscheinlich) am Hangfuss oberhalb des Seelochs.”
Urs Witmer: “Seewen (SO), Im See, Arbeiten zur Begradigung/Kanalisierung des Seebachs am Hangfuss oberhalb des Seelochs, Blick nach Westen (W).”
An der konstituierenden Sitzung vom 19. Nov. 1917 wurden die Ämter folgendermassen aufgeteilt:
- Präsident Jakob Bruderer
- Vizepräsidentdent Theodor Erzer
- Aktuar Im Hof
- Kassier Adolf Erzer
Nach der 19. Sitzung der Flurkommission vom 5. März 1919, war das Projekt soweit gediehen, dass mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Man rechnete mit 40’000 m3 Aushub à Fr. 2.-, Tieferlegung des Seelochs um Im Fr. 1000, 2 neue Brücken Fr. 4000 usw.
Generalversammlung vom Sonntag, 16. Dez. 1923: Eine Erweiterung des Seelochs wird abgelehnt, die Kosten dafür wären Fr. 117’000 gewesen. Für einen jungen Baum wurden Fr. 5 und für einen älteren Fr. 20 bis 25 vergütet. Wer Land abgeben musste, erhielt dafür Fr. 0,10 bis 0,15 pro Quadratschuh (30 x 30 em), dies wären mit 11,11 multipliziert Fr. 1,11 bis 1,66 m2. Das Werk konnte fast als abgeschlossen betrachtet werden, die Schlussabrechnung aus dem Jahre 1924 sah folgendermassen aus:
- (Voranschlag Fr. 361’000);
- Gesamtkosten Fr. 342’589, 75, inkl. ca. Fr. 200’000 für Löhne
- Kantonsbeitrag Fr. 120’976,50
- Bundesbeitrag Fr. 129’136,30
- Beitrag Gemeinde Seewen Fr. 32’629,30
Den Rest mussten die Landeigentümer übernehmen (Angaben aus dem Protokoll entnommen).
Anna hat ihren Mann offenbar zur Besichtigung des Drainagegebiets begleitet.
Grosspapa Bernhard Im Hof ist 3. von rechts, er trägt Wickelgamaschen wie sie im 1.Weltkrieg bei der Armee üblich waren.
Familienbilder
Familienferien in Locarno-Monti.
Eine schöne Familienaufnahme, die der Enkel Stephan Jost wie folgt beschreibt: “Fam. Im Hof: dynamische Aufnahme der Familie Eugen Im Hof mit Söhnen und Gemahlinnen. Offenbar hat sich Jenny bewegt und Bernhard war nicht schnell genug an seinem Platz…”
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Vollständige Bildinformationen
Im Hof, Bernhard: Seewen, Im See, maschinelles Tiefpflügen der drainierten Böden, 1919-1920. Zugmaschine: Berna Traktor der Berna Motorwagenfabrik Olten (Ans_15297-112-F, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001367426)
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