Plötzlich rätselt das Netz über ein Känguru in Basel

Lesezeit: 5 Min.

1961 machte eine gewisse Esme Levante Furore mit einem Wallaby, das sie in Basel an der Leine ausführte. Jetzt taucht ein Bild der historischen Reportage in einem Onlinerätsel auf.

In Kürze:

  • Gus Owen suchte auf Reddit nach Informationen über ein Foto mit einem Wallaby.
  • Esme Levante bereiste mit ihrem Wallaby Jojo die Welt und trat in Shows auf.
  • Jojo war Teil ihrer Magie-Show, die Levante zum Markenzeichen machte.
Esme Levante mit ihrem Wallaby Jojo im April 1961 am Marktplatz in Basel, wo sie die Blicke der Passantinnen auf sich zog (Com_L10-0080-0001-0011, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861588)
Die Artistin wurde mit ihrem exotischen “Haustier” kurzzeitig zur Sensation in Basel (Com_L10-0080-0001-0005, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861582)

“Weiss wer, wo in Basel dieses Foto gemacht wurde?”, fragte Gus Owen Anfang November im Internetforum Reddit Basel. Das Schwarzweissbild zeigt eine Dame, die auf dem Marktplatz ein Känguru an einer Leine ausführt und die Blicke der Passantinnen auf sich zieht. Owen, ein 20-jähriger Mathematikstudent aus Leeds in Grossbritannien, betreibt die Website Timeguessr. Dort postet er seit einem Jahr täglich fünf historische Bilder, die man geografisch möglichst genau verorten muss. Inzwischen hat er für sein Spiel eine weltweite Community aufgebaut.

Das Bild gab auf der Plattform sofort zu reden. Niemand schien aber die Hintergründe der Aufnahme zu kennen. Zu Recht wurde etwa bemerkt, dass es sich eigentlich um ein Wallaby handle, eine Unterart der Kängurus, die kleiner und leichter sind als ihre grösseren Verwandten. Das Bild hat Owen aus der ETH-Bibliothek. “Ich bin ständig auf der Suche nach interessanten Archiven, und jenes der ETH ist einer meiner Favoriten”, erklärt er. Aus dem Archiv ist zu entnehmen, dass die Fotos 1961 gemacht wurden und ein Artistenehepaar zeigen, das mit seinem Wallaby so etwas wie eine öffentliche Sensation wurde in Basel.

Das Wallaby war Teil des Bühnenprogramms der Artistin, die mit ihrem Mann George Hunt in ganz Europa aufgetreten ist (Com_L10-0080-0002-0016, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861603)

Die Bilder entstanden im Rahmen einer Reportage für die “Schweizer Illustrierte” mit dem Titel “Ein Känguru bereist die Welt”, die im Mai 1961 erschienen ist. Jojo, so hiess das Tier, gehörte der australischen Artistin Esme Levante, die damit die Welt bereiste. Jojo war Teil eines Zaubertricks von Levantes Magie-Show und wurde allabendlich zur Verwunderung des Publikums aus einem – wie könnte es auch anders sein – Sack hervorgezaubert.
Sie könne die Tiere nur etwa anderthalb Jahre mit sich herumführen, dann würden sie zu schwer. «Und ich sende sie per Flugzeug zurück nach Australien», liess sie die «Schweizer Illustrierte» wissen. Jojo sei schon ihr drittes Wallaby. Neben Rosenblättern hatte es eine Vorliebe für Bier. Dies lasse es sich in einem Basler Restaurant täglich kredenzen, steht in der Bildunterschrift, das Jojo beim Biergenuss zeigt.

Im April 1961 begleitete ein Fotograf das Paar mit seinem weitgereisten Wallaby für eine Reportage (Com_L10-0080-0001-0009, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861584)
Diese erschien dann im Mai 1961 in der “Schweizer Illustrierten” (Com_L10-0080-0002-0006, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861594)
63 Jahre später taucht ein Bild der Serie wieder als historisches Bilderrätsel im Internet auf (Com_L10-0080-0002-0008, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861595)

Esme Levante ihrerseits war die Tochter des berühmten australischen Magiers Les Cole, der als «The Great Levante» zu Weltruhm gelangte. Esme machte zunächst als Befreiungskünstlerin in der Show ihres Vaters Furore. In bester Houdini-Manier sprang sie 1938 als 16-Jährige, in Ketten gefesselt, in einen Pool, wo ihr die wundersame Befreiung gelang. 1956 lancierte sie dann ihre erfolgreiche Solokarriere.

Die Nummer mit dem Känguru wurde zu ihrem Markenzeichen. Ihr zweiter Ehemann George Hunt figurierte in ihrer Show als ihr Assistent. Üblicherweise waren die Rollen umgekehrt und Frauen die hilflosen Assistentinnen der grossen Magier, von denen sie enthauptet, zerteilt oder zum Verschwinden gebracht wurden. Esme galt als Pionierin, die weiteren Artistinnen den Boden bereitete.

Ausgegraben hatte es der britische Mathematikstudent Gus Owen (Com_L10-0080-0002-0002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861592)
Er veröffentlichte das Bild auf dem Basler Subreddit, um eine genaue Ortsangabe zu erhalten (Com_L10-0080-0002-0014, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861601)
Die Schwarmintelligenz konnte dem Betreiber der Rätselseite Timeguessr natürlich sofort verraten, dass die Aufnahme am Marktplatz gemacht wurde (Com_L10-0080-0001-0008, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861586)

Publiziert in: Basler Zeitung Online, 19.11.2024

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Krebs, Hans: Wallaby als Haustier eines Artistenehepaares in Basel, 8.4.1961 (Com_L10-0080-0002-0006, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000861594)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-28811-en

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