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Tagged: Optische Instrumente
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26. August 2020 at 20:24 #12848Thomas PfisterParticipant
Interessantes Instrument.
Hans Zumbühl hat hier schon viel geleistet, aber wir wissen immer noch nicht, was das Instrument im Bild wirklich soll.Ich habe mir die Bilder angeschaut. Was dabei heraus gekommen ist:
-Die Bilder zeigen zwei Versionen des gleichen Geräts.
-Das Gerät misst Horizontal- und Vertikalwinkel. (Eigentlich ein Theodolit?)
-Das Gerät scheint sehr massiv, was auf einen Einsatz in schwierigen Verhältnissen hindeutet (Militär, alpine Vermessung?)
-Das Gewicht des Geräts verbietet wohl einen mobilen Einsatz.
-Das Gerät ist ausfahrbar. Zu diesem Zweck hat es ein Gegengewicht, das sich beim Ausfahren absenkt (Hs_1458-GK-B000-GLAZ-22).
-Das Gegengewicht allein reicht nicht aus, weshalb an der zweiten Version zwei Handgriffe angebracht wurden, um das Ausfahren zu erleichtern.Hypothesen:
-Das Gerät dient der Feuerleitung für Festungsartillerie.
-Das Gerät dient der Landesvermessung in sehr schwieriger Umgebung.
-Die Datierung mit 1892 spricht weder gegen den einen noch den anderen Zweck.27. August 2020 at 13:45 #12849Nicole GrafKeymasterEin fantastisches Bild? Soll ich’s am Montag in den Blog geben?
27. August 2020 at 17:31 #12878Thomas PfisterParticipantDanke für das Angebot, Nicole.
Ich würde mich natürlich freuen, wenn du das ins Blog aufnehmen könntest. Ich habe schon recht viel Zeit aufgewendet und bin der Lösung trotzdem nicht viel näher gekommen. Hilfe aus dem Blog wäre folglich sehr willkommen.
Ich wüsste auch sehr gern, was da auf diesen Bildern ist…28. August 2020 at 8:42 #12880Nicole GrafKeymasterDie vier sind für 7.9. geplant!
28. August 2020 at 20:09 #12881Thomas PfisterParticipantSchauen wir vielleicht einen Artillerierichtkreis an?
Hier ein viel leichteres und etwas moderneres Modell. Von Aufbau und Funktion her sehr ähnlich.Aber, was macht man mit einem fest installierten Artillerierichtkreis? Die eigene Stellung immer und immer wieder vermessen? Hmmm…
29. August 2020 at 13:26 #12882Thomas PfisterParticipantWeitere Beobachtungen:
– Der optische Teil (abgesehen vom Periskop) wird wahrscheinlich erst nach dem Ausfahren des Geräts eingesetzt (siehe GLAZ-21, wo man durch das Gehäuse unter den Federn durchschauen kann).
– Das Periskop schaut nach hinten, d.h. der Beobachter am Okular sitzt mit dem Rücken zu seinem Objekt.
– Das Gerät verfügt über mechanische Sicherungen, die eine Beschädigung beim Einfahren verhindern sollen (GLAZ-24, rechts am Gerät.)
– Das Gerät und der Bediener sind gegen Erschütterungen gesichert. Das Periskop ist an den vier Federn elastisch aufgehängt. Der Bediener sitzt auf einem gefederten Sattel, der wiederum auf einer gefederten Stütze angebracht ist.
– Das Stativ und der Schutzbehälter sind äusserst massiv ausgeführt. Im Endausbau wäre das Gerät wohl mit sechs dicken Bolzen festgeschraubt. Beide Eigenschaften scheinen auf eine militärische Verwendung hinzudeuten.
7. September 2020 at 18:06 #13218Sigi HeggliParticipantAus meiner Sicht stimmen die Beurteilungen, da es sich um ein Rundblickfernrohr oder Panoramafernrohr mit gebrochenem Fernrohr handelt. Die Firma C. P. Goerz in Berlin gründete 1903 eine eigene Militärabteilung und legte mit den Patenten DRP 156039 1902 und DRP 183424 1905 ein Monopol auf diese Art von Optik. Diese Geräte waren bei Artillerie-, Panzer- und U-Bootverbänden im Einsatz. Die Idee kam vom Schweizer Artilleriehauptmann Korrodi.
Vermutlich stammen die 4 Fotos von einer Werbepräsentation dieser Lösung auf einem befestigten Feldunterstand. Bei der Person dürfte es sich um den Firmenchef C. P. Goerz selbst handeln. Datierung nach 1903.
Bei der Firma Goerz handelte es sich um eine der führenden Firmen für Optik, Foto-, Ziel- und Beobachtungsgeräte in Deutschland in den Jahren 1890 bis 1925. 1927 wurde sie Teil der Firma Zeiss- Ikon AG.
7. September 2020 at 18:41 #13219Walter ZweifelParticipantIch vermute dass dieses Instrument für Astronomische Zwecke benutzt wurde, zum bestimmen von Sternpositionen oder Positionen von Kometenbahnen. Das Instrument ist auf einem massiven Sockel und mit der Arbeitsbühne nicht verbunden um Erschütterungen zu vermeiden. Auf der linken Seite ist eine Art Sucherfernrohr angebracht, mit diesem wurde die obere Skala abgelesen. Offenbar wurden Eintragungen Tagebuchartig vorgenommen, das deutet der Notizblock hin, auf welchem 14. April 1892 notiert ist. Die Gebäude im Hintergrund müssten eigentlich verortet werden können.
11. September 2020 at 7:46 #13222Thomas PfisterParticipantBesten Dank an Sigi Heggli und Walter Zweifel für die Beiträge.
C. P. Goerz. Sehr interessant! Der Mann in den ersten zwei Bildern gleicht dem Herren Goerz auf jeden Fall.
Die Datierung scheint mir allerdings klar zu sein. 14. April 1892 steht auf dem Notizblock im dritten Bild. Ich wüsste nicht, was dieses Datum sonst anzeigen sollte?Als astronomisches Instrument sehe ich das Gerät weniger. Es kann, soweit ich das verstehe, nur ein paar Grad über dem Horizont beobachten.
Ich habe vor ein paar Tagen mit der Gesellschaft für Artilleriekunde in Deutschland Kontakt aufgenommen. Eine Antwort wurde mir versprochen, ist aber noch nicht eingetroffen. Ich bin gespannt, ob diese Leute etwas beitragen können.
Ich habe diesen Beitrag schon am Dienstag geschrieben, er ist aber vom System wohl ins binäre Nirwana geschickt worden. Ich hoffe, heute klappt das Posting.
14. September 2020 at 15:39 #13225Flurina HuonderKeymasterEin weiterer Hinweis ist via Mail eingegangen:
Eugen Rippstein: Die zwei Instrumente haben die Funktion von fest installierten Theodoliten, mit welchem man den Winkel zu einem Messpunkt horizontal und vertikal bestimmen kann. Mit zwei Instrumenten entsprechend aufgestellt und eingemessen kann ein Punkt im Raum eindeutig bestimmt werden. Im Gegensatz zu üblichen Theodoliten sind diese Instrumente massiv gebaut um sie für längere Zeit fest zu installieren und bei Nichtgebrauch zu schützen. Werden auf einem Gletscher Messpunkte angebracht, so kann mit zwei Instrumenten die Bewegung dieser Punkte und damit des Eises darunter über die Zeit vermessen werden. Diese Instrumente haben sich die Glaziologen z.B. bei den Geologen ausgeliehen, die damit z.B. Hangrutschungen vermessen haben. Auf den Bildern sind diese provisorisch auf Baugerüsten aufgestellt um sie auszuprobieren. Der Einsatz am unteren Grindelwald-Gletscher wäre in dieser Zeit 1882 sicher sinnvoll gewesen, laut hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Unterer_Grindelwaldgletscher schmolz er bis 1882 ca. 1 km ab.28. September 2020 at 21:45 #13328Thomas PfisterParticipantIch habe unterdessen bei der Gesellschaft für Artilleriekunde nachgehakt. Leider haben sie bis jetzt keine Angaben beisteuern können. Sie wollen aber dranbleiben.
Der fest installierte Theodolit scheint mir auch plausibel. Aber wieso so massiv? Wozu dient der periskopische Teil? Aus meiner Sicht vermindert das Periskop die Genaugikeit der Messung. Liege ich da falsch?
Eugen Rippstein geht von zwei Instrumenten aus. Ich denke, es handelt sich um einen einzigen Prototypen, der in verschiedenen Entwicklungsstadien gezeigt wird.
Mal schauen, ob aus Deutschland noch etwas kommt.
29. September 2020 at 12:28 #13335Thomas PfisterParticipantDanke an Eugen Rippstein für seinen Beitrag.
Die Theorie vom fest installierten Theodoliten scheint mir richtig. Das Gerät scheint wirklich zu schwer zu sein, um es beliebig an verschiedenen Stellen einzusetzen.
Ich frage mich allerdings, wieso man für normale glaziologische Messungen ein Periskop verwenden würde? Vermindert das nicht zwangsläufig die Präzision? Wieso nicht einen normalen Theodoliten verwenden, der wahrscheinlich weniger als fünf Prozent vom Gewicht dieses Geräts hat?
Solche Geräte waren meines Wissens im späten 19. Jahrhundert problemlos verfügbar.Ich habe bei der Gesellschaft für Artilleriekunde noch einmal nachgehakt. Sie haben ihr Versprechen, uns mit eventuellen Resultaten zu kontaktieren, wiederholt. Mal schauen.
Wieder schreibe ich diesen Post zum zweiten Mal, weil das System meinen Post von gestern nicht anzeigt…
29. September 2020 at 12:29 #13336Thomas PfisterParticipantDanke an Eugen Rippstein für seinen Beitrag.
Die Theorie vom fest installierten Theodoliten scheint mir richtig. Das Gerät scheint wirklich zu schwer zu sein, um es beliebig an verschiedenen Stellen einzusetzen.
Ich frage mich allerdings, wieso man für normale glaziologische Messungen ein Periskop verwenden würde? Vermindert das nicht zwangsläufig die Präzision? Wieso nicht einen normalen Theodoliten verwenden, der wahrscheinlich weniger als fünf Prozent vom Gewicht dieses Geräts hat?
Solche Geräte waren meines Wissens im späten 19. Jahrhundert problemlos verfügbar.Ich habe bei der Gesellschaft für Artilleriekunde noch einmal nachgehakt. Sie haben ihr Versprechen, uns mit eventuellen Resultaten zu kontaktieren, wiederholt. Mal schauen.
Wieder schreibe ich diesen Post zum zweiten Mal, weil das System meine Post von gestern nicht anzeigt…
6. October 2020 at 17:40 #13437Thomas PfisterParticipantInzwischen hat sich Sigi Heggli wieder gemeldet.
Er hat vor allem zur C. P. Goerz Hypothese recherchiert und ist dabei auf viele Hinweise gestossen. Offensichtlich arbeitete die Firma um die Jahrhundertwende intensiv an Rundblick- oder Panoramafernrohren, die auf einer Idee eines Schweizer Artilleriehauptmanns namens H. Korrodi basierten.Die Bauart dieser Geräte ist sicher verwandt mit dem Gerät auf unseren Bildern, allerdings sind sie kaum grösser als ein grosses Fernglas und bei weitem weniger massiv. Ausserdem erlauben sie dem Beobachter einen Rundblick, ohne dass er seine Position vor dem Gerät ändern muss. Das ist bei “unserem” Gerät sicher nicht der Fall. Trotzdem könnte es sich natürlich um einen frühen Prototypen handeln, was auch erklären könnte, weshalb ich immer noch kein wirklich ähnliches Bild finden konnte.
Sigi Heggli hat mir via Nicole einige Dokumente zugeschickt, die ich hier abgelegt habe: https://drive.google.com/drive/folders/10ZbwZ5ygecOlcl5WnqUuK2h1gZNAxiWG?usp=sharing
Ich freue mich auf weitere Beiträge.
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