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Schlagwörter: Gletscher, Paradiesgletscher
- Dieses Thema hat 16 Antworten sowie 4 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 4 Jahren, 11 Monaten von Koni Kreis aktualisiert.
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11. November 2019 um 19:40 Uhr #10126Koni KreisTeilnehmer
Nachdem die Suche nach dem Tessiner Bild so gut geklappt hat, habe ich hier ein weiteres Bilderrätsel bzw. ein Bild, bei dem ich auch nach Stunden der Suche mit Google Maps ratlos bin.
Gemäss Bildtitel sollte dies der Paradiesgletscher in Graubünden sein. Aber ich sehe nicht, wo genau am Paradiesgletscher im Hinterrheintal das sein sollte. Ist etwa ein Gletscher am Gran Paradiso oder der Paradise Glacier in Oregon gemeint? Ist das Bild wohl seitenverkehrt, sodass man es nicht erkennt?
Wenn man das Bild anschaut, dann sieht man links einen Hängegletscher und rechts ein kleines Bergseelein. Der Aufnahmestandort könnte auf einem Nachbarberg sein, denn es ist wohl keine Flugaufnahme. Die Schatten lassen den Schluss zu, dass wir eher nach Südosten schauen (ausser das Bild wäre seitenverkehrt). Im Hintergrund liegt ein grösseres Tal, vor allem rechts hinten. Am Horizont sind verschneite und zum Teil vergletscherte Berge zu sehen.
Ich tippe auf Wallis (Blick Richtung Aostatal?) oder Graubünden, habe aber sonst keine Ahnung. Wer kennt den Ort?
Koni Kreis
13. November 2019 um 17:08 Uhr #10131Nicole GrafAdministratorLieber Koni
Auch hier könnte ich am Montag in Wissen Sie mehr einen Blogpost verfassen. Mal schauen, ob sich bis morgen etwas tut, ansonsten bist du an Bord!
Liebe Grüsse
Nicole13. November 2019 um 21:03 Uhr #10132Thomas PfisterTeilnehmerKonis hoffnungslose Bilderrätsel…
Ich stimme mit dir überein, dass das Bild kaum vom Paradiesgletscher in Graubünden stammt.
Das Bild ist schätzungsweise 100 (oder auch mehr) Jahre alt. Damals war der Paradiesgletscher noch ein mächtiges Gebilde, das bis an die Haustür der Zapporthüte reichte. Heute gleicht er ja mehr einem übergrossen Eiswürfel.
Ich habe mir auch den Gran Paradiso und Umgebung angeschaut, aber auch ich blieb ohne Erfolg.
Mal schauen, ob ein Blog da etwas bringt.15. November 2019 um 11:16 Uhr #10170Thomas PfisterTeilnehmerWie wär’s mit Piz Languard (Standort) mit Blickrichtung SE? Rechts der Lej da Prüna. Der Gletscher und die Gipfel links und rechts davon sind alle ohne Namen. Etwas weiter links wäre der Piz Prünas.
Der Gletscher ist schon lange verschwunden, aber auf der Landeskarte von 1909 ist er noch in etwa so abgebildet.
In Google Maps gibt’s ein paar Gipfelpanoramen vom Piz Languard.HX, wie mein Mathelehrer zu sagen pflegte 😉
15. November 2019 um 11:59 Uhr #10172Thomas PfisterTeilnehmerDatierung:
Die Dufourkarte von 1873 zeigt einen sehr ähnlichen Gletscherstand. Allerdings sind dort die beiden Gletscher noch verbunden. In der Siegfriedkarte 1896 hat sich der Gletscher schon sehr deutlich zurückgezogen. Ich würde sagen, die Aufnahme müsste um 1880 entstanden sein.15. November 2019 um 13:43 Uhr #10173Koni KreisTeilnehmerThomas, ich bin verblüfft und denke auch, dass es der Vadret da Prünas beim Piz Languard ist. (Prünas tönt ja schon fast wie Paradies…) Alle Bergspitzen im Hintergrund sind nach erster Prüfung am richtigen Ort, inklusive der waagerechten Krete rechts oben. Ich will heute Abend mit ein bisschen mehr Zeit alle Details prüfen und identifizieren und die Laudatio für dich halten. kk
15. November 2019 um 15:06 Uhr #10174Thomas PfisterTeilnehmerEs stimmt schon ziemlich genau. Aber nach einer weiteren Prüfung gehe ich jetzt davon aus, dass das Bild von Georgy’s Hütte am Fuss des Piz Languard aufgenommen wurde. Die Hütte steht dort schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (Erstmals in der LK von 1875 dokumentiert).
Die Namensgebung ist ein bisschen kompliziert. Die Dufourkarte nennt den Gletscher „Vadret da Fuorcla“. Die Siegfriedkarte sagt dann „Vadret da Prünas“, wobei der grössere Teil des Gletschers ohne Namen bleibt. Auf der Karte von 1965 bleibt der Gletscher weiterhin namenlos, und heute ist er eigentlich verschwunden.
Der Name Paradies kommt in der Gegend heute noch vor. Ich habe aber keine Ahnung, wie dieses Bild zu diesem Namen kam.
Lösungsweg:
Ich bin mal davon ausgegangen, dass „Paradies“ und „Graubünden“ richtig sein könnten, und habe mich dann auf geonames.org nach entsprechenden Orten umgeschaut. Die Suche ergab leider nichts Zählbares. Ich habe den Suchbegriff dann auf „Paradis“ geändert und bin so auf den Piz Paradisin gestossen, der aber auch nichts hergab. Dann Piz Paradis im Tujetsch (Heimat, liebe Heimat!) wieder nichts. S-chela dal Paradis war der nächste Treffer, aber auch hier nichts. Allerdings fiel mein Blick, recht zufällig, auf den Lej da Prüna, der mir auf Anhieb gefiel. Und dann passte halt plötzlich alles zusammen.Ich bin gespannt herauszufinden, ob Koni meine genaue Verortung bestätigen kann.
- Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahren, 11 Monaten von Thomas Pfister.
16. November 2019 um 0:22 Uhr #10177Koni KreisTeilnehmerEs ist schon so, wie es Thomas erklärt. Jedes Detail passt, und der Standort Georgy’s Hütte stimmt mit den sichtbaren Berghöhen sehr gut überein.
Der Berg über der Mitte trägt auf den Landeskarten keinen Namen, hinter ihm verbirgt sich aber der fast gleich hohe Piz Pischa. Der Gipfel links oben im Vordergrund ist auch namenlos, er liegt aber auf der gleichen Krete wie der 500 m nördlicher stehende Piz Prünas (heute Piz Prüna).
Rechts der Mitte liegt das Gletscherseelein des heute weggeschmolzenen Vadret da Prünas.Der Hängegletscher links und der Gletscherrest rechts und unter der Mitte hiessen 1874 tatsächlich noch Vadret da Fuorcla, der rechte Teil hiess ab 1875 Vadret da Prünas, und der Hängegletscher hatte hinfort keinen Namen auf der Landeskarte. 1917 verlor auch der Vadret da Prünas seinen Namen. Auf der Karte von 1950 bekam unser Seelein seinen Namen: Lagh da Prüna. 1973 wurde der Hängegletscher wesentlich geschrumpft eingetragen. 1991 war nur noch die obere Hälfte eingezeichnet, 1999 nur noch der obere Drittel, 2003 noch etwa der oberste Fünftel, und 2015 sind die Schraffuren als Gletscher verschwunden. RIP.
Rechts unten: die Krete Crasta Languard, die zur Fuorcla Prüna ausläuft.
Interessant ist auch noch der Hintergrund, denn der muss ja auch im Detail stimmen. (Eine einzige Unstimmigkeit würde die ganze Verortung in Frage stellen.)
Rechts über der Mitte im Mittelgrund: der Piz Minor. Oben halblinks: Cima de Piazzi (3439 m, darum recht gut sichtbar), darunter näher: ein markantes Gletscher- oder Schneeband über dem Val Nera, oben halbrechts, hinter dem Piz Minor: der Corn da Camp über dem Val Mera im Puschlav.
Und dazwischen, leicht rechts der Mitte, über den hohen Schnee- und Gletscherfeldern, der Piz Paradisin. Bis 1916 hiess er Il Paradisino, ab 1917 Pizzo Paradisino, und 1917 ist eine Vedretta Paradisino eingetragen. Da haben wir es wieder, das gesuchte Paradies! Es ist zwar nicht gleich vor uns auf dem Bild, aber doch wenigstens am Horizont.
Zuletzt muss ich Thomas noch erklären, wie das mit den Bilderrätseln gehen sollte: es soll für alle Beteiligten spannend sein, eigentlich sollte ich dann aber am Schluss gerade knapp als Erster die Lösung finden. Es ist etwas langweilig, wenn Thomas immer der Gschwindere ist und einem den Spass verdirbt… (;-))
Ich habe mich bei der Suche zu stark auf das Wallis konzentriert; ich liess mich u.a. vom Zermatter Glacier Paradise ablenken. Dann hat mich irritiert, dass das Glasdiabild seitenverkehrt hätte reproduziert sein können, sodass ich immer gleich nach Südost und nach Südwesten gucken wollte. Und wenn ich dann ins südliche Graubünden ging, dann vertrödelte ich meine Zeit immer mit dem Anblick von Piz Palü und Piz Bernina.
Als (fast?) Einheimischer ist Thomas natürlich mit den verwinkelten Bündner Tälern besser vertraut. Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell er die Auflösung liefern konnte, auch bei diesem Bild ohne wirkliche Anhaltspunkte, auch bei weggeschmolzenen Indizien.
Thomas, was hat dein Mathelehrer eigentlich mit HX gemeint? HX sagt mir nichts. kk
16. November 2019 um 7:59 Uhr #10178Thomas PfisterTeilnehmerTolle Beschreibung, Koni. Da ist wirklich alles drin, was es im Bild zu sehen gibt. Ich schlage vor, wir übernehmen die genau so.
Womit sich die Chefin das Blog wohl sparen kann…
HX steht für: Häsch Xseh! Seine Version von q.e.d. 😉
16. November 2019 um 21:06 Uhr #10180Koni KreisTeilnehmerAuweh, ja, die Beschreibung fürs Bildarchiv. Da müsste ich aber meinen obigen ausgeuferten Text noch gewaltig komprimieren. Wenn ich dich richtig verstehe, dann würde ich das tun. Den Gletscher würde ich Vadret da Prünas nennen, den See Lej da Prüna, die Blickrichtung etwa Ostsüdosten (ENE), den Entdecker Thomas Pfister… kk
16. November 2019 um 21:24 Uhr #10182Thomas PfisterTeilnehmerHs_1458-GK-B000-0000-02, alles erledigt… Autsch!
Ich schlage vor, wir kopieren Hans Zumbühls Beschreibung?16. November 2019 um 21:32 Uhr #10183Thomas PfisterTeilnehmerOder doch lieber die hier: Ans_08979 ?
Ich fühl mich grad ein bisschen doof. Ich glaub, ich geh ins Bett… 😉17. November 2019 um 2:32 Uhr #10184Koni KreisTeilnehmerWenn ich dir schlafwandelnd noch antworten darf…
Oje, dumm gelaufen, aber im nachhinein ist man ja immer klüger.
Ja, wenn wir im Bildarchiv vorausschauend nach ‚Hängegletscher‘ gesucht hätten… Jedenfalls hast du das falsch betitelte Bild selbstständig richtig verorten können.Und es merkt ja keiner, dass wir da Zeit vertrödelt haben, denn das Forum lesen ja nur ich und du. Oder? kk
17. November 2019 um 2:33 Uhr #10185Koni KreisTeilnehmerBetreffend des Schlafwandelns: Auf meiner Uhr steht jetzt gerade 01:33 Uhr. Und der Server des Bildarchivs schreibt: siehe links oben.
17. November 2019 um 10:46 Uhr #10186Hans ZumbühlTeilnehmerSorry, eigentlich wollte ich bereits letzte Woche auf das qualitativ bessere „Original“ von Dia_262-0610 aufmerksam machen,
habe aber erst heute das Anmelde-Prozedere fürs Forum wieder entdeckt -
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