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  • #23962
    Koni Kreis
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    Mein Werkzeugkasten

    Seit etwa sechs Jahren schlage ich mich mit den Bildern im ETH-Bildarchiv herum. Eine Ewigkeit. Und irgendwie beschleicht mich die Ahnung, dass wir mit der Arbeit des Verortens und Beschreibens nie fertig sein werden.

    Da stellt sich manchmal die Frage, ob man wie beim Fischen statt nur über die Fische auch über die Fischerruten reden sollte, soll heissen über die Werkzeuge und Methoden, mit denen man Infos zu den Bildern effizient und ohne allzu grosse Mühe herausfinden könnte.

    Ich möchte hier einmal die Handvoll Tools aufschreiben, die mir bei der Arbeit am besten gefallen und am meisten nützen.
    Vielleicht gibt es Kolleg*innen in der Bildarchiv-Crowd, die weitere Hilfsmittel kennen, die uns allen das Leben erleichtern würden.

    (1) Google Maps (www.google.ch/maps) ist ein ganz offensichtlich nützliches Tool, das mit den 3D-Ansichten das Verorten intuitiv möglich macht. Manchmal sind die Infos in Google Maps allerdings nicht ganz verlässlich.

    Manchmal muss ich (2) die App Google Earth Pro hinzunehmen, wenn ich z.B. zu Bergen hochsehen muss, weil das Standard Google Maps irgendwie einen „steifen Nacken“ hat.

    (3) Fürs präzise Verorten braucht es gute topographische Karten, für die Schweiz sind dies die „Karten der Schweiz“ von map.geo.admin.ch. Nannte man die Institution bisher nicht Swisstopo? Oft sind die 3D-Ansichten hier sogar präziser als die in Google Maps, und von den Häusern bekommt man hier realistischere sprich klarere Darstellungen. Immer häufiger kopiere ich mir jeweils eine Koordinate aus Google Maps und springe mit diesen Angaben zu den Swisstopo-Karten, wo ich dann die genauen Ortsangaben ablesen kann.

    (4) Eine Spezialität der „Karten der Schweiz“ sind die Zeitreisen-Kartenwerke. Diese Karten sind unentbehrlich, wenn man zum Zeitpunkt der Entstehung eines Bilds zurückreisen will – denn es kann sein, dass die Terminologie der damaligen Zeit und nicht die von heute berücksichtigt werden muss. Manchmal muss man eben ein Thal gelten lassen…
    Historische Karten findet man gelegentlich auch in kantonalen GIS-Systemen, z.B. in jenem des Kantons Zürich (maps.zh.ch). Auf der linken Seite des GIS-Browsers kann man dort gewünschte Karten herausfiltern. Wenn man z.B. „wild“ eingibt, dann erscheint die Historische Karte von Johannes Wild von ca. 1850.
    Für Deutschland habe ich einmal das Virtuelle Kartenforum der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) entdeckt, in dem Tausende von vor allem deutschen historischen Karten georeferenziert vorliegen (kartenforum.slub-dresden.de).

    (5) Das französische Pendant zu den Swisstopo-Karten ist das ebenfalls ausgezeichnete Portal geoportail.gouv.fr.
    Für Österreich habe ich letzthin das neue Portal maps.bev.gv.at entdeckt. Hier gefällt mir der übersichtliche Kartenstil mit der Beschriftung der Gegenden und Täler, die für Bildbeschreibungen häufig gut verwendet werden können.
    Bei anderen Ländern muss man immer etwas herumsuchen, bis man etwas Gescheites findet. Vielleicht hat jemand gute Tipps für z.B. Italien und Deutschland?

    (6) Manchmal findet man via OpenTopoMap (opentopomap.org) auch für entferntere Länder gute Angaben. Diese Karten bilden das Terrain einer Gegend gut ab, aber oft fehlen über Ortsnamen hinausgehende detailliertere Beschriftungen.

    (7) Es kann (seltene!) Fälle geben, wo man für eine Gegend ein Luftbild für ein ganz bestimmtes Datum bräuchte, wo man im ETH-Bildarchiv aber nichts Zutreffendes findet. Hier kann man im Luftbild-System von Swisstopo (LUBIS) nachschauen, entweder über die normalen „Karten der Schweiz“ oder direkt über den LUBIS-Viewer von Swisstopo (siehe http://www.swisstopo.admin.ch/de/karten-daten-online/karten-geodaten-online/lubis.html).

    Neben Landkarten und Luftbildern gibt es viele weitere Tools, von denen ich nur diese Zufallsauswahl nenne:

    (8) Der Peakfinder erlaubt es, sich von einem wählbaren Standort aus die sichtbaren Berge anzeigen zu lassen. Wenn man von einem Bergpanorama also zur Orientierung wenigstens (aber bitte nur) die zwei wichtigsten Gipfel nennen will… (www.peakfinder.org)

    (9) Das Historische Lexikon der Schweiz (hls-dhs-dss.ch) enthält belastbare Informationen zu so ziemlich allen Dingen in der Schweiz von gestern und heute. Wir wissen ja, dass Wikipedia-Informationen mit Vorsicht zu geniessen sind. Infos aus dem HLS darf man aber mit gutem Gewissen verwenden.

    (10) Sehr wertvoll und oft unentbehrlich sind Datenbanken zu Baudenkmälern und sonstigen Kulturgütern. Leider sind solche Datenbanken oder Datensammlungen meistens nur in unterschiedlichen kantonalen oder sogar kommunalen Formen vorhanden. Es scheint manchmal, als ob diese Informationen in manchen Gegenden der breiten Öffentlichkeit nur sparsam zur Verfügung gestellt werden. Für den Kanton Thurgau verwende ich häufig das Thurgauer Hinweisinventar Bauten (https://map.geo.tg.ch/apps/denkmaldatenbank/) und gelange damit zu Gebäudenamen, alten Fotos und Datierungen.
    Bei den Baudenkmälern steige ich auch ohne Hemmungen in Wikipedia über den Link „Liste der Kulturgüter in …“ in erste Abklärungen ein. Manchmal ist dann „der Fall“ für mich mit dem Auffinden eines Bilds, welches das fragliche Gebäude darstellt, gleich schon erledigt.
    Einschub: Bei den Infos zu Bildern in Wikimedia Commons ist es dann oft schon wieder fertig mit der Freude, denn manche Fotografen sind wohl der Meinung, ihre Arbeit sei mit dem Drücken des Auslösers beendet. (Die noch schlimmeren Fotografen setzen ihr Foto dann noch auf den falschen Ort in Google Maps und vergessen, die richtige Bildorientierung anzugeben.)

    (11) Wertvoll sind Websites zu Themenspezifischem. Aber es ist schwierig, das Richtige zu finden.
    Letzthin habe ich http://www.industriekultur.ch entdeckt und konnte damit ohne grössere Schwierigkeiten Brücken im Urner Reusstal identifizieren.
    Wieweit diese Website beim Verorten der vielen Bilder der Stiftung Industriekultur mithelfen kann, die es im ETH-Bildarchiv gibt, kann ich noch nicht beurteilen.

    (12) Manchmal schaue ich über den Tellerrand hinaus in andere Bildarchive.
    Letzthin konnte ich mit Angaben und Bildern aus dem Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich (baz.e-pics.ethz.ch) und aus der Schweizerischen Nationalbibliothek (www.helveticarchives.ch) sinnvolle Infos gewinnen. Als Nebeneffekt erkenne ich oft, wie viel besser das ETH-Bildarchiv eingerichtet ist..

    Das Dutzend der Best Tools für die crowdsourcenden Personen ist voll.

    Nun nimmt mich wunder, welche hundert andere grossartige Werkzeuge ich noch nicht kenne, die ich mir aber unbedingt anschauen sollte.

    Ach und noch ein gutes Neues Jahr an alle!
    Koni Kreis

    #24019
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Interessante Tools sind die neuen Möglichkeiten, mittels eines Bilds Bilder suchen zu können – in der Hoffnung, dass die gefundenen Bilder dann einen Hinweis auf das Quellbild geben könnten – wenn das Quellbild nicht gleich schon in den Suchresultaten auftaucht.
    Ein paar wenige Male war ich mit „Google Lens“ und „Microsoft Bing Visuelle Suche“ schon erfolgreich. Am ehesten erfolgversprechend scheint mir die visuelle Suche bei Gebäuden. (Die Suche mit einem Eiffelturmbild wird garantiert den Eiffelturm liefern!)

    Hier ein aktuelles Beispiel, das erstaunlich, aber leider auch nicht völlig erfolgreich war.

    Bei den „Tessin, Bergell, Engadin“-Bildern (Ans_05319) gibt es noch einige Bergdorfansichten, die unverortet sind. Ich habe nun vom Bild Ans_05319-004 einen Ausschnitt der Kirche mit Turm gespeichert und damit in Google Lens eine Suche gestartet.
    Erstaunlicherweise wurde mir als erstes Element im Suchresultat genau diese Kirche angezeigt: Ein Bild mit exakt dieser Kirche ist enthalten in einer Website zum Maler Giuseppe (Josef) Haas Triverio (https://haas-triverio.ch/biografie). Der Bildtitel lautet: „Giuseppe Haas-Triverio mit den Malutensilien auf Wanderschaft in den Abruzzen“. Das ist etwas Pech, denn die Bildlegende hätte auch viel konkreter sein können. „Abruzzen“ ist nun etwas gar generell, und ich misstraue der Angabe auch ein bisschen.
    Ich habe das Haas-Triverio-Bild dann noch in Microsoft Bing Visuelle Suche „gesteckt“ und im Suchresultat wieder das Quellbild aus dem ETH-Bildarchiv gefunden.

    Mit anderen Worten: Diese Suche-via-Bild-Tools aus der KI-Schatzkiste haben Potential, aber für eine erfolgreiche Suche braucht es noch viel Glück. In den meisten Fällen regen die Suchresultate wenigstens die Fantasie etwas an.

    #24020
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Die Lösung zum gestern geschilderten Fall des Bilds der Dorfstrasse mit Kirche in gebirgiger Umgebung (Ans_05319-004) ist bereits gefunden.
    Einerseits wurde mir von Thomas Pfister bestätigt, dass die zwei Bilder wirklich vom selben Ort stammen müssen. Kurze Zeit später schickte er mir ein StreetView-Bild mit der definitiven Lösung.
    Andererseits bekam ich ebenfalls heute Sonntag vom Zuständigen der Stiftung Giuseppe Haas-Triverio, Sachseln, die richtige Ortsangabe.
    Das Bild zeigt die Dorfstrasse mit reformierter Kirche in Innerferrera, im Val Ferrera in Graubünden. Also wie vermutet nicht ein Dorf in den Abruzzen.
    Manchmal geht etwas ganz schnell.

    Das Einholen von Auskünften bei Bekannten, bei Fachleuten oder sonstigen externen Informationsquellen kann man schon nicht einfach als weiteres Tool im Werkzeugkasten bezeichnen.
    Aber in manchen Fällen ist es schon eine sinnvolle Vorgehensweise. Es entlastet einen auch ungemein, wenn man nach längeren fruchtlosen Recherchen einmal jemandem sagen kann: „Ich habe da einen interessanten Fall, ich habe schon dies und das gemacht und vermute das Folgende. Was meinst du oder meinen Sie dazu?“
    Sogar eine Antwort, der Fall sei wohl hoffnungslos, kann hilfreich sein. Denn man weiss dann, dass man nichts Offensichtliches übersehen hat.

    #24035
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Wir wollen ja von den Erfahrungen anderer recherchierender Personen lernen, deshalb hier kurz die Werkzeuge, die Thomas Pfister im Fall der Kirche von Innerferrera eingesetzt hat:
    – Er fand im ETH-Bildarchiv noch ein Bild der Kirche, von 1897, was schon fast eine Zeitreihe der Bauzustände der Kirche ermöglicht hat.
    – Die örtlichen Details der in der Strassenansicht unübersichtlichen hintereinander gestaffelten Gebäude wurden durch eine schräge Luftaufnahme deutlicher.
    – Und für die Details der Kirche und ihrer Geschichte nahm Thomas den Band zum Kreis Schams von „Die Kirchen und Kapellen des Kantons Graubünden“ zu Hilfe. Darin waren die Renovationsjahre der Kirche dokumentiert: 1891, 1920, 1939/1940 und 1967. Die Datierung der Ansichten der Kirche lässt sich mit diesem Raster verbessern.

    Die zahlreichen Werke zu Kunstdenkmälern in der Schweiz sind leider in der Regel nicht online einsehbar und ihr Kauf ist finanziell anspruchsvoll.
    Herausragend ist die Reihe von bisher bereits 147 Bänden der „Kunstdenkmäler der Schweiz“ der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK). Einige Bände gibt es bereits als PDFs. Interessant auf der Website der GSK sind zahlreiche 360°-Rundsichten von Kunstdenkmälern. Beeindruckt haben mich zum Beispiel die Ansichten vom Basler Münster.

    #24037
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Es gibt noch die ganz einfachen Tools. Sie sind die wichtigsten.

    (1) Ich kann nicht arbeiten, ohne einige Notizzettel zur Hand zu haben.
    Darauf steht dann zum Beispiel: „weiter bei fel_030873″ (bedeutet: das nächste Mal weiter bei den Feller-Postkarten von der Gegend Catania, beim Bildcode fel_030873). Oder ich notiere: “ ‚lichtensteig‘ 85/214″ (weiter mit den Bildern zu „Lichtensteig“, beim Bild 85 von insgesamt 214). Oder da steht: „aplinus“ (bedeutet: bei Gelegenheit suchen nach weiteren Vorkommnissen dieser Fehlschreibung von „alpinus“).
    Der Vorteil der Notizzettel: nicht-digital, funktionieren ohne PC und elektrischen Strom. Und wenn sie abgearbeitet sind, kann man auch sie erledigen, schön längs und quer zerreissen und in den Kübel werfen. Ein Akt der Psychohygiene, es ist geschafft.

    (2) Manche Dinge muss man sich digital notieren, deshalb habe ich meistens ein Fenster der Windows Notepad/Editor App offen. So kann ich ausgeschnittene Textteile oder Zwischenresultate (z.B. „Blick nach ENE“) zwischenlagern und zusammenkopieren, bis ich sie dann in ein Feedback-Email ans ETH-Bildarchiv einfüge.

    (3) Beim Arbeiten mit Bildern ist es manchmal schwierig, schnell eine andere Bildsuche mit anderen Suchbegriffen oder ein Nachschlagen in der Bildarchiv-Schlagworthierarchie durchzuführen. Man verliert sonst viel Zeit, um an den Ausgangsort zurückzukehren.
    Für solche Abschweifungen ist es oft sinnvoll, eine zweite Sitzung von ba.e-pics.ethz.ch zu öffnen, entweder in einem zweiten Browserfenster auf dem gleichen PC oder noch besser vielleicht auf einem Laptop, den man sonst unbenutzt auch noch im Haushalt hat.
    Zwei Probleme müssen aber bedacht werden: Einerseits muss die zweite Browsersession wirklich unabhängig von der ersten laufen. Sonst ist das Chaos komplett. Man muss möglicherweise ein zweites Browserprodukt verwenden, damit es funktioniert (z.B. Chrome, wenn die erste Session mit MS Edge läuft). Und andererseits ist die Session-Timeoutzeit bei ba.e-pics.ethz.ch so kurz bemessen, dass das zweite Bildarchiv-Fenster bei nur gelegentlicher Benutzung sehr oft auf den Startzustand zurückspringt und man sich wieder hineinhangeln muss. Aber besser so als gar nicht.

    (4) Ein Wörterbuch sollten wir auch zur Hand haben, physisch oder online. Beispielsweise den Duden (www.duden.de).
    Denn unsere Kommentare sollten möglichst so geschrieben sein, dass sie von den Mitarbeitenden des Bildarchivs gesamthaft oder abschnittsweise direkt in die Datenbank übernommen werden können. Ich habe in den Bildkommentaren schon ein paar Vertippfehler entdeckt. Diese werden von der Weltöffentlichkeit für die Ewigkeit einsehbar sein – zusammen mit den Namen der Verfasser! Aber sterben tut man natürlich nicht daran. Und der Inhalt ist gewiss wichtiger als die Orthographie.

    Aufgefallen sind mir manchmal die Bindestriche bzw. das Fehlen von solchigen. Man schreibt im Deutsch nicht „Moränen Abriss“, sondern „Moränen-Abriss“ oder „Moränenabriss“. Und man schreibt „über den Pont des Arts“, nicht „über die Pont des Arts“, und „auf der Piazza dei Pitti“ und nicht „auf dem Piazza dei Pitti“. Bei letzterem Beispiel ist zu erwähnen, dass einem die Windows-Rechtschreibprüfung gerne aus einem italienischen „dei“ ein deutsches „die“ macht, sodass man beim Arbeiten mit nicht-deutschen Texten sich überlegen sollte, die Rechtschreibprüfung auszuschalten.
    Das grosse Thema will ich nicht weiter auswalzen.

    (5) Ein Synonymwörterbuch ist auch hilfreich, beispielsweise https://synonyme.woxikon.de
    Denn ein Berggipfel muss nicht immer so heissen, sondern könne auch Berg, First, Spitze, Horn, Gipfel, Kamm, Scheitel, Kuppe, Hügel, Höhenzug, Anhöhe, Höhenrücken, Fels oder Grat genannt werden. Seitdem ich auf das Wort „Anstieg“ gestossen bin, verwende ich es gern, um sogar Berge zu bezeichnen, die man gar nicht richtig sieht: „links: Anstieg zum Wetterhorn“ tönt doch richtig gut.

    #24123
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Was brauchen wir sonst noch?

    Zum Beispiel für Reportagebilder oder zu Fotos mit Personen und aktuellen Geschehnissen: informativ ist das, was in Zeitungen oder irgendwelchen Fachzeitschriften oder Heftlis der damaligen Zeit abgedruckt worden ist.
    Dazu gibt es Online-Archive.

    Gesucht war zum Beispiel zu zwei Bildern vom Internationalen Segelfluglager Jungfraujoch vom 4. bis 18. September 1935 der Name eines älteren bärtigen Herrn mit Ballonmütze (Bildcodes LBS_MH05-62-25 und -26):
    Zwei Herren mit gleichartigen Jacketts tragen am Revers Plaketten. Der eine Mann ist darauf als „Spalinger“ angeschrieben, was auf den Segelflugzeug-Konstrukteur und -Pilot Jakob Spalinger (1898-1988) hinweist. Der andere und hier gesuchte Herr ist über die Plakette ungenau als „Dr. L…“ erkennbar. In den Infos zum Segelfluglager wird ein Dr. h. c. E. Liechti erwähnt, der Direktor der Jungfraubahn sei. Das würde passen: Die Jungfraubahnen transportierten ja die zerlegten Segelflugzeuge aufs Jungfraujoch. So könnte der bärtige Herr mit Ballonmütze wirklich dieser Bahndirektor sein. Aber für eine verlässliche Identifikation brauchen wir – noch ein komplementäres Foto zusammen mit guten Infos.

    Werkzeug 1: e-Periodica. Schweizer Zeitschriften online (www.e-periodica.ch)
    Die Suche mit „E. Liechti“ ergab eine ganze Weile keinen guten Treffer, aber es tauchte oft ein „Karl (oder Carl) Liechti“ auf, auch im Zusammenhang mit der Jungfraubahn.
    Die Suche mit den Wörtern „carl liechti direktor jungfraubahn“ führte schliesslich u.a. zum Artikel „Des Kalendermanns Weltumschau“ im Appenzeller Kalender, Band 222 (1943), der auch ein entsprechendes Foto enthielt. (Gute Infos zu einer Person gibt es immer dann, wenn sie gestorben sind und ihr Leben in einer Todesanzeige zusammengefasst wird. C’est la vie.)

    Werkzeug 2: die Zeitungssammlung e-newspaperarchives.ch (www.e-newspaperarchives.ch)
    Hier führte die Suche mit „karl liechti“ schnell u.a. zu einem Kurzartikel mit Foto im Bieler Tagblatt, Nummer 56, 9. März 1942.

    Beide erwähnten Artikel zeigten zweifelsfrei den gesuchten Herrn mit Ballonmütze. Es handelt sich um Dr. h. c. Karl Liechti (1873-1942), Betriebsdirektor der Wengernalp- und Jungfraubahn seit den Zeiten des Jungfraubahnbaus und des Initianten Adolf Guyer-Zeller.
    Fall gelöst.

    Einschränkend muss erwähnt werden, dass nicht jede Zeitschrift oder Zeitung in den beiden Online-Archiven vorhanden sind. Zum Beispiel fehlt die Zeitschrift Aero-Revue bei e-Periodica, sie hätte wohl schneller zu einem Resultat geführt.
    Und schliesslich muss man bei der Bildung der Suchbegriffe sehr kreativ sein, denn die Texte der Zeitungen und Zeitschriften wurden maschinell per Scanner erfasst und entsprechend sind nicht alle Texte fehlerfrei digitalisiert und indexiert. Beispiel: Der Name „Liechti“ war bei einem guten Zeitschriftenartikel als Suchbegriff unbrauchbar, weil im Digitalisat ein Leerzeichen eingefügt worden war („Liecht i“).

    #24139
    Nicole Graf
    Administrator

    Lieber Koni
    Das ist ja hochspannend, was du das zusammengetragen hast. Lass uns doch daraus einen Blogpost unter deinem Namen veröffentlichen. Ich würde die Texte telquel übernehmen und mit den erwähnten Bildern illustrieren. Du brauchst nichts zu machen. Was meinst du?
    Ich habe gerade die Desktop-Benachrichtigung mit OneSignal-Push auch im Forum aktiviert. Mal luege, ob etwas passiert…
    LG Nicole

    #24191
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Hoi Nicole
    Ja, wir können gerne einen Blogpost daraus machen. Dort können wir die Sache besser mit Bildern ausschmücken als hier im Forum.
    Koni

    #24292
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Bei den Bildern von Baden im Jahr 1990 habe ich gut verwenden können: das Geoportal des Kantons Aargau, Karte „Denkmalpflege“ (https://www.ag.ch/de/verwaltung/dfr/geoportal/online-karten).
    Vorgehen:
    – Auf einem Bild von der Oberen Halde sehe ich zum Beispiel ein Glockentürmchen mitsamt einer Kapelle
    – Geoportal aufrufen, wählen „Online Karten starten“ (ich selbst hätte „Online-Karten“ geschrieben)
    – rechts bei den gewählten Karten im Suchfeld „denkmal“ eingeben
    – Karte „Denkmalpflege“ auswählen
    – einzoomen auf das gewünschte Gebäude, dann auf den blauen (kantonale Denkmalschutzobjekte) oder den roten Punkt (Bauinventarobjekte) klicken
    – und Informationen ablesen (z.B. Titel: Kirchplatz 11, Kapelle St. Sebastian) und weiter ins Online-Inventar vorstossen (Ansichtsbild, Nutzungstyp: Kapelle, Entstehungszeitraum: 1480-1481, ursprünglich ein Beinhaus, Gesamtrestauration: 1936/37) usw.)
    Es ist fast zu einfach.

    #24348
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Zu den Bildern mit Bauten der Stadt Baden kann ich noch ergänzen, was auch bei anderen Orten zu finden sein wird: Es gibt zu Baudenkmälern immer noch weitere Quellen.

    Zu Baden gibt es ein 87seitiges „Verzeichnis der Baudenkmäler“ auf http://www.baden.ch. Hier sind auch zahlreiche der Badener Industriebauten aufgeführt, die bei anderen Inventaren vielleicht noch nicht als denkmalwürdig gelden. Im Verzeichnis wird auch auf einen „Architekturführer der Stadt Baden“ verwiesen, der ein Wälzer von über 200 Seiten sein muss.

    Es gibt aber schon ein Problem. Was sogenannt „abgegangen“ ist, das ist in den Verzeichnissen in der Regel nicht mehr aufgeführt.

    #24389
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Peter Christener hat zum Blogpost als Kommentare diese zwei Hinweise geliefert. Ich füge sie im Forumsbereich ein, damit sie nicht verloren gehen:

    (1)
    Die Zusammenstellung gefällt mir sehr gut. Sie deckt sich weitgehend mit dem, was ich auch benutze. Zwei Dinge haben mir in der Liste noch gefehlt:
    – die Seite “Old Maps Online” https://www.oldmapsonline.org, die Zugang zu vielen Sammlungen alter Karten bietet
    – ein Ultrawide-Monitor, der das Arbeiten mit mehreren Browserfenstern unterstützt
    – OpenStreetMap: oft nur als eher hässliche Karte wahrgenommen, verbirgt sich dahinter eine große Datenbank, deren Wert erst durch die Rechtsklickfunktionen “Adresse anzeigen” und “Objektabfrage” auf der Karte deutlich wird. Für mich die schnellste Variante, um Namen von Gebäuden, Regionen, Brücken etc. herauszufinden.

    (2)
    Old Maps Online ist ein Projekt, das aus der Zusammenarbeit von schweizerischen Klokan Technologies GmbH und der Universität von Portsmouth, UK hervorging. Es wird durch das Joint Information Systems Committee (JISC), einer britischen gemeinnützigen Organisation zur Förderung digitaler Technologien in Forschung und Lehre finanziert. Klokan ist in Unterägeri domiziliert und ist ein Unternehmen, das auf die Veröffentlichung von Online-Karten und Anwendungen von Open-Source-Software spezialisiert ist. Das Unternehmen wurde von der tschechischen MapTiler gegründet, ein anderes Unternehmen, das mit OSM-Daten arbeitet. Viele von uns haben schon Karten von MapTiler kennen gelernt ohne es zu wissen. Es sind die Karten, die in der SBB Fahrplan-App erscheinen, wenn man sich den Weg zum Bahnhof zeigen lässt oder den Weg beim Umsteigen beschreibt.

    Zugegeben, OpenStreetMap (OSM) hat keine schöne Benutzeroberfläche, aber es gibt ja auch noch das tschechische Mapy.cz, das wesentlich schöner anzuschauen ist und Zusatzinformationen einfacher präsentiert. Übrigens eine der besten Navigationshilfen bei Reisen in Entwicklungsländer.

    #24619
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    In einem Kommentar hat Nicole Graf das Kartenportal.CH erwähnt. Ich füge ihn hier ein, damit der Verweis erhalten bleibt:

    Für das Kartenportal.CH der Schweizerischen Kartensammlungen, u. a. auch der ETH-Bibliothek, arbeiteten wir bereits ab 2008 mit Klokan. Zur Kartensuche auf Kartenportal.CH ist eine Publikation in englischer Sprache erschienen: Oehrli Markus, Přidal Petr, Zollinger Susanne, Siber Rosi: MapRank: Geographical Search for Cartographic Materials in Libraries. In: D-Lib Magazine 17, 9/10 (2011). http://www.dlib.org/dlib/september11/oehrli/09oehrli.html

    #24626
    Koni Kreis
    Teilnehmer

    Ich habe einmal das neue Microsoft Bing, den „neuen KI-basierten Copilot für das Web“ ausprobiert. Vielleicht gehören diese Tools ja dereinst auch in den Werkzeugkasten?

    Zuerst habe ich Bing gefragt, ob er mich kennt:
    „was macht koni kreis im eth-bildarchiv?“

    Gesendete Nachricht. was macht koni kreis im eth-bildarchiv
    Suchen nach: „Koni Kreis ETH Bildarchiv“

    Antworten für Sie werden generiert…

    Ich habe keine Informationen darüber gefunden, was Koni Kreis im ETH Bildarchiv macht. Ich habe jedoch herausgefunden, dass Koni Kreis Freiwilliger im Bildarchiv der ETH-Bibliothek ist 1. Das Bildarchiv der ETH-Bibliothek sammelt und archiviert Bildmaterial zu verschiedenen Themen aus Wissenschaft, Forschung und Technik 2. Ausgewählte Fotografien werden digitalisiert und sind auf der Plattform E-Pics Bildarchiv recherchierbar 3. Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Diese Auskunft ist nicht sehr reichhaltig, aber auch nicht falsch und recht brauchbar. Es ist etwa das, was ich meinen Verwandten so erzähle, wenn sie wissen wollen, was ich denn so mache…

    Dann habe ich Bing nach Postkartenbildern im Bildarchiv gefragt:
    „gibt es im eth-bildarchiv postkartenbilder?“

    Gesendete Nachricht. gibt es im eth-bildarchiv postkartenbilder?
    Suchen nach: „ETH-Bibliothek Postkartenbilder“

    Antworten für Sie werden generiert…

    Ja, das Bildarchiv der ETH-Bibliothek sammelt Bildmaterial zu unterschiedlichen Themen aus Wissenschaft, Forschung und Technik 1. Darunter befinden sich auch wertvolle historische Sammlungen aus Fotoarchiven und Nachlässen von Privatpersonen und Institutionen 1. Digitalisierte Bilder können Sie in ETH-Bibliothek @ swisscovery und auf E-Pics Bildarchiv Online recherchieren 2. Digitalisierte Pflanzen-, Insekten- und Lebensraumbilder der Naturfotografen Albert Krebs, Hans R. Reinhard u. a. stehen Ihnen auf E-Pics Tiere, Pflanzen und Biotope zur Verfügung 2. Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Diese Antwort ist zwar nicht falsch, aber schon ein bisschen eine Lieferung von Füllinformationen und etwas Geschwafel.

    Dann habe ich Bing eine Sachfrage gestellt:

    „wo steht die wesirbrücke in albanien?“

    Gesendete Nachricht. wo steht die wesirbrücke in albanien?
    Suchen nach: „Wesirbrücke Albanien“

    Antworten für Sie werden generiert…

    Die Wesirbrücke in Albanien heißt auf Albanisch “Ura e Mesit” und ist eine ottomanische Bogenbrücke in Nordalbanien rund acht Kilometer östlich von Shkodra 1. Die Brücke überquert den Fluss Kir, der hier aus den Bergen in die Küstenebene rund um Shkodra tritt 1. Aufgrund ihrer Länge gilt sie als bedeutendste und am besten erhaltene türkenzeitliche Brücke in Albanien 1. Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Weitere Informationen:
    1. de.wikipedia.org
    2. konpasu.de
    3. de.wikipedia.org

    Bei dieser Antwort bin ich zuerst etwas erschrocken, denn ich dachte, dass Bing voll Bescheid weiss. Aber Bing hat hier einfach eine andere Bogenbrücke in Albanien beschrieben. Die von mir verlangte Wesirbrücke (Ura e Vezirit) ist von Bing eben nicht leicht zu finden, weil sie seit den 1970er-Jahren von einem Stausee überflutet ist.
    (Übrigens zeigt Bing in einer Liste von Fussnoten, wo es seine Infos gefunden hat: Bing scheint Wikipedia zu mögen…)

    Fazit:
    Bing schreibt erstaunlich flüssige und inhaltsreiche Texte.
    Aber mit kritischem Googlen und etwas Weltwissen wird unsereins wohl noch eine Weile bessere Informationen herausfinden können.

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