Traumbilder Ägypten

Lesezeit: 7 Min.

Derzeit läuft im Museum Rietberg in Zürich unter dem Titel „Traumbild Ägypten“ eine Fotoausstellung zur „Ägyptomanie und den Anfängen der Fotografie“. Eine Gelegenheit also, historische Fotografien im Original zu sehen und im Rieterpark unter historischen Bäumen zu verweilen… Mehr Informationen zur Ausstellung, die bis 20. Oktober 2019 läuft, finden Sie hier, und hier sind auch die Saaltexte

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Albuminabzüge von Pascal Sébah (1823–1886). Sébah führte seit 1857 in seiner Geburtsstadt Konstantinopel, der damaligen Hauptstadt des osmanischen Reichs und dem heutigen Istanbul, ein erfolgreiches Studio. Die Eröffnung der Zweigstelle in Kairo 1873 machte Sébah zu einem der wichtigsten Fotografen des osmanischen Reichs. 

Auf zur Ägyptomanie!

Inspiriert durch die Ausstellungsbilder durchforstete ich unsere digitalisierten Bestände. Von Sébah und einigen seiner Kollegen sind auch bei uns Bilder vorhanden! Darunter ein ganzes Ägypten-Album (Ans_05091) mit 100 Bildern von verschiedenen Fotograf/innen, teilweise nicht-signiert, aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde bereits von Koni Kreis bearbeitet und in diesem Blog auch ausführlich vorgestellt,

Das erste Fotostudio in Beirut

Das erste Bild stammt von Félix Bonfils (1831–1885): Caire, niche de la mosquée sultan Kalaoun, ca. 1880. Der gebürtige Franzose eröffnete 1864 das erste professionelle Fotostudio in Beirut. In den folgenden Jahren machte er sich einen Namen durch seinen genauen Blick auf die antiken Stätten und Landschaften, aber auch die Bevölkerung vor allem im Mittleren Osten. Seine Aufnahmen veröffentlichte Bonfils in grossformatigen Bänden, u. a. 1872 mit dem Album Souvenirs d’Orient. In seiner fotografischen Arbeit wurde Félix Bonfils unterstützt durch seine Frau Marie Lydie (1837–1918), die aus der Fotografenfamilie Cabanis stammte, und durch seinen Sohn Adrien (1861–1929). Die „Maison Bonfils“ arbeitete auch nach dem Tod von Félix weiter – teils mit alten Aufnahmen, teils mit neuen Aufnahmen verschiedener Fotografen inner- und ausserhalb der Familie. Rückwirkend ist es teils schwer zu unterscheiden, wer genau die einzelnen Aufnahmen erstellte. Grundsätzlich scheint es, dass Félix Bonfils sich auf historische Orte und Landschaften konzentriert hatte. Seine Frau Lydie spezialisierte sich vermutlich auf Personen-, vor allem Frauenporträts. Adrien wandte sich wohl teils eher frommen Motiven zu. Um 1900 erschienen ausgewählte Aufnahmen des „Maison Bonfils“ bei der Schweizer Firma Photochrom Zürich als farbige Photochromdrucke.

Bonfils, Félix: Caire, niche de la mosquée sultan Kalaoun, ca. 1880 (Hs_1360-2774-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000071282)

Antonio Beato in Luxor

Antoino Beato (1835–1906) war ein italienisch-britischer Fotograf in Luxor. Er ist bekannt für seine Genre-Werke, Porträts, Ansichten der Architektur und Landschaften Ägyptens und anderer Orte im Mittelmeerraum. Sein Bruder war ebenfalls Fotograf, Felice Beato (1832–1909), Antonio und sein Bruder gehörten zu einer kleinen Gruppe von kommerziellen Fotografen, die als erste Bilder des Orients in grossem Massstab produzierten. Die Existenz einer Reihe von signierten Fotografien „Felice Antonio Beato“ und „Felice A. Beato“ liess viele Wissenschaftler vermuten, dass es einen Fotografen gab, der irgendwie zur gleichen Zeit an Orten wie Ägypten und Japan fotografierte. 1983 zeigte sich, dass „Felice Antonio Beato“ zwei Brüder vertrat, Felice Beato und Antonio Beato, die regelmässig zusammenarbeiteten und eine Unterschrift teilten. Die Verwirrung durch die Unterschriften führt weiterhin zu Problemen bei der Identifizierung, welcher der beiden Fotografen der Schöpfer eines bestimmten Bildes war.

Die Bildlegende und Datierung stammen von Koni Kreis

Beato, Antonio: Theben-West, Ramesseum (Tempel), vor 1872 (Ans_05091-069-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000033864)

Die Atéliers der Sébah in Istanbul und Kairo

Aus dem Ägypten-Album stammt auch das folgende Bild von Jean Pascal Sébah (18721947). Der Sohn des syrisch-armenischen Fotografen Pascal Sébah führte das Atelier nach dem Tod seines Vaters 1886 fort. Ursprünglich wurde es von seinem Onkel Cosmi (d. h. dem Bruder seines Vaters) geleitet, und 1888 wurde Pollicarpe Joiallier Partner. Zu dieser Zeit wurde das Unternehmen in Sébah & Joaillier umbenannt. Jean Pascal Sébah, der ebenfalls 1888 beitrat und das Studio dann zusammen mit anderen Fotografen führte. Die Firma erwarb sich einen Ruf als führender Vertreter der orientalischen Fotografie und wurde 1889 durch Ernennung zum Fotografen am preussischen Hof ernannt. 

Der Kommentar von Koni Kreis: „Kairo, Minarette der Moschee al-Azhar. Die Moschee ist an verschiedenen Stellen im Umbau, was die Datierung der Aufnahme durch Spezialisten ermöglichen sollte. Blick nach Westen von einem erhöhten Ort über dem Hof der Moschee. Das Bild ist so beschriftet: 29 / Mosq: El-Azhar (Minarets) 29 / J.P Sebah.“

Sébah, Jean Pascal: Kairo, Minarette der Moschee al-Azhar, 1888-1900 (Ans_05091-036-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000033781)

Von den erwähnten Sébah & Joaillier finden sich einige Postkarten in Bestand Adolf Feller. 

Sébah & Joaillier: Constantinople, Pointe du Seraïl, vor 3.2.1903 (Fel_033232-RE, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000139132)

Über den Vater Pascal Sébah (1823–1886) finden sich in der Wikipedia u. a. folgende Informationen. Pascal Sébah war neben den armenischen Gebrüder Abdullah der wohl wichtigste Berufsfotograf seiner Zeit im Osmanischen Reich. Das grosse Interesse Europas am exotischen Orient schuf ideale Bedingungen, um an Reisende Fotografien mit Sehenswürdigkeiten, folkloristischen Szenen, orientalischen Trachten und Ähnlichem zu verkaufen. Durch diese Tätigkeit wurde Pascal Sébah zum Dokumentaristen der damaligen Zeit. Seine Bilder wurden unter anderem zur Illustration von wissenschaftlichen Werken über den Orient verwendet. Er gewann an verschiedenen Weltausstellungen Medaillen, so eine Silbermedaille an der Weltausstellung Paris 1878 für seine Aufnahmen von Ägypten und nubischen Wüstenstämmen.

Sébah, Pascal: Cairo, Porte de la Citadelle = Eingangsthor zur Citadelle, 01-02/1887 (Ans_05421-018-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000097785)
Sébah, Pascal: Gizeh, zweite Pyramide, Pyramide von Chefren = Pyramide de Chefren Gizeh, 28.01.1887 (Ans_05421-037-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000097804)
Sébah, Pascal: Dame arabe à la promenade, ca. 1887 (Ans_05421-056-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000097823)

Die Bildlegenden von Sébah sind in der Regel sehr ausführlich. Sébah und seine Zeitgenossen versahen ihre Fotografien oft mit französischen Bildunterschriften, der damaligen Lingua franca der Touristen. 

Ermé Désiré in Kairo

Der französische Fotograf Ermé Désiré (*1830) war ab 1864 in Kairo tätig. Er fotografierte die Strassen von Alexandria und Kairo und porträtierte wie Hippolyte Arnoux und Emile Béchard, der auch in der ägyptischen Hauptstadt lebte, in seinem Studio. Sein Studio hiess „Pariser Fotografie“. Einige seiner Fotos wurden in Form von Fotokarten verteilt. Ermé Désiré ist bis 1885 aktiv, aber nach diesem Zeitpunkt sind alle Spuren von ihm verloren. Oft mit dem Orientalismus assoziiert, ist sein Werk dennoch von einem gewissen Naturalismus geprägt.

Beim folgenden Bild hat uns wiederum Koni Kreis bei der Bildbeschreibung geholfen.

Désiré, Ermé: Kairo, Al-Zahir Barquq Moschee und Mausoleum, an der al-Muizz-Strasse, Blick nach Norden (N), 1870-1880 (Ans_05422-025-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000097852)

Die Gebrüder Zangaki in Port Said

Adelphoi Zangaki (Gebrüder Zangaki) waren zwei Brüder griechischer Herkunft, die von den 1860er bis 1890er Jahren als Fotografen in Ägypten und Algerien tätig waren und sich auf die Fotografie alter Denkmäler und Szenen des täglichen Lebens spezialisiert haben, indem sie Drucke für den Tourismus herstellten. Sie arbeiteten gelegentlich mit dem Port Said Fotografen Hippolyte Arnoux an der Projektdokumentation Arbeiten am Suezkanal. Sie gehörten zu den ersten kommerziellen Fotografen, die grossformatige Bilder von Ägypten produzierten. Wenig ist über die Zangaki-Brüder bekannt, mit Ausnahme ihrer Initialen C. und G., und dass sie von Port Said und Kairo von etwa 1860 bis mindestens 1890 gearbeitet haben. Viele der Zangaki-Fotos sind mit dem Initial und/oder einem Geschäftssitz eines Bruders signiert, z. B. „C. Zangaki“ oder „Zangaki, Kairo“ oder gelegentlich „A. Zangaki“.

Fotografien der Gebrüder Zangaki finden sich häufig in Touristenalben, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Nahen Osten zusammengestellt wurden. Von ihrem Port Said-Studio aus waren sie ideal gelegen, um an Europäer zu verkaufen, die Ägypten im Rahmen einer Grand Tour besuchten. Die Zangaki-Brüder reisten in Begleitung eines von Pferden gezogenen Dunkelkammerwagens entlang des Nils, um die ägyptische Landschaft, Architektur und Ereignisse zu dokumentieren. Bilder enthielten Ansichten der Pyramiden, z. B, Cheops oder die Sphinx und die Städte, z. B. Suez oder Alexandria, sowie Ägypter, die ihren Alltag gestalten, z.B. ein Lehrer und Schüler, Männer am Nil oder Frauen zu Hause.

Zangaki: Gruppe von Beduinen = Groupe des bedouins, 1880-1900 (Ans_05091-093-FL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000033925)

Carl Maass in Kairo

Über Carl Maass in Kairo ist nichts bekannt. Seine Bilder in unserer Sammlung stammen aus den 1920er-Jahren.

Maass, Carl: Kairo, ca. 1926 (Ans_03176, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000019611)

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Vollständige Bildinformationen

Maass, Carl: Kairo, ca. 1926 (Ans_03179, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000019621)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-9168-de

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