Re: „Ohne Titel “ – aufgelöst

Lesezeit: 5 Min.

Dies ist eine Antwort auf den Blogpost von letztem Freitag.

Ich habe in der Vergangenheit schon einige hundert Titel verbessert und mich in letzter Zeit besonders auf Bilder ohne Titel konzentriert. Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass man immer wieder Neues lernt und ein kleines Erfolgserlebnis feiern kann, wenn der Titel gefunden ist.

Hier die Geschichte der Entschlüsselung einiger Ohne-Titel-Bilder:

Unbekannt: Schloss Chillon, 1910-1915 (Ans_15357-05-AL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001541608)B

Schloss Chillon: Bild an die Google Bildersuche geschickt, die mir sofort den Tipp „Schloss Chillon“ gab, aber nicht gleich den richtigen Bildausschnitt anzeigte. Vom Bildinhalt her dachte ich, es müsse die Rückseite sein. Mit Google Earth nachgeschaut, ob das stimmt. Ja, passt, fertig.

Tipp: Die auf KI basierte Google Bildersuche ist immer ein guter, erster Anlaufpunkt, um Bildinhalte zu erkennen und gibt oft ein erster Tipp, wo weitergesucht werden muss. Wie bei allen KI-Recherchen muss aber das Resultat aber immer noch auf einem anderen Weg geprüft werden.

Die Google Bildersuche eignet sich vor allem für Bildinhalte, die oft fotografiert werden, wie z. B. das Schloss Chillon, das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. Die Bildersuche erkennt auch Fahrzeuge zuverlässig.

Bärtschi, Hans-Peter: Oberösterreich, Vöcklamarkt, RZ Pellet Werk, 21.11.2015 (SIK_04-E1525-016, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000949291)

Bei diesem Bild hat die Google-Bildersuche nichts ergeben. Ich habe mir das Bild vergrössert angesehen und nach weiteren Hinweisen gesucht. Gesehen, dass auf einem Silo „RZ Pellets“ steht. Im Internet gegoogelt und die österreichische Firma gefunden, die Holzpellets herstellt. Auf der Internetseite der Firma die Standorte der sieben Pellets-Werke gefunden und mir jeden Standort mit Google Earth angeschaut, dabei auf die Anordnung und die Farbe der Silos geachtet und nach den auffälligen Luftauslässen der Trocknungsanlage vor den Silos gesucht.

Ich vermutete, dass Bärtschi das Bild von einem fahrenden Zug aus aufgenommen hatte, also suchte ich vor allem nach Anlagen in der Nähe von Bahnlinien und benutzte auch Street View, wo ich bei Vöcklamarkt hängen blieb. Von 47°59’45″N 13°28’43″E konnte ich die Silos sehen, aber wegen der Luftauslässe der Trocknungsanlage musste das Bild von einer anderen Seite aufgenommen worden sein. Auf dem Bild erkannte ich rechts neben den Silos eine Kirche mit zwei Türmen. Ich suchte mit Google „Vöcklamarkt Kirche“ in Vöcklamarkt nach dieser Kirche und fand sie schliesslich.

Es ist die Kalvarienberg-Kirche. Dann suchte ich den Aufnahmeort, indem ich in Google Earth von der Kirche aus eine Messlinie rechts an den Silos vorbei zur Bahnlinie zog und den Aufnahmeort 47°59’44″N 13°28’27″E fand. Die Holzstapel im Vordergrund und das Grün zwischen den Stapeln, das zum Acker zwischen Lagerplatz und Werk passt, bestätigen mein Suchergebnis, womit das Bild eindeutig dem Werk Vöcklamarkt der RZ Pellets zugeordnet werden konnte.

Bärtschi, Hans-Peter: Hallau, Getreidesilo der Neumühle, Blick nach Norden (N), 01.03.2012 (SIK_05-IKS-SH-1010-015, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000913733)

Bilder lassen sich sehr oft auch aus den Nachbarbildern der Reportage erschliessen. In diesem Fall ist das Nachbarbild SIK_05-IKS-SH-1010-014 „Wilchingen, DB Bahnareal“ der Ausgangspunkt, der Bildinhalt von SIK_05-IKS-SH-1010-015 muss hier in der Nähe sein und passt auch zu meiner eigenen Wahrnehmung des Klettgaus, aber wo genau ist das?

Das weisse hohe Gebilde muss ein Getreidesilo sein. Es sind mehrere Antennen darauf. Die Standorte der Antennen sind auf der Internetseite „Standorte von Sendeanlagen“ des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM ersichtlich. Da sich auf dem Getreidesilo mehrere Antennen befinden, schaue ich mir die Standorte mit mehreren Antennen an und finde sofort das Silo bei Hallau.

Nachdem ich das gefundene Objekt mit Google Streetview überprüft habe, suche ich im Geoportal des Bundes nach der Adresse des Objektes. Dazu wähle ich auf https://map.geo.admin.ch/ unter „Dargestellte Karten“ den Eintrag „GWR: Gebäudestatus“. Bei starker Vergrösserung sind in den grünen Punkten die Hausnummern zu erkennen. Bei starker Vergrößerung sind die Hausnummern an den grünen Punkten zu erkennen. Bei der Suche nach „Dickistrasse 2“ in Hallau finde ich die Neumühle als Eigentümerin der Getriedesammelstelle.

Bärtschi, Hans-Peter: Winterthur, Kantonsspital, Blick nach Osten (E), 04.03.2017 (SIK_05-IKS-UW-1700-002, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001100736)

Bei diesem Bild erkenne ich das markante rote Haus im Hintergrund. Google Bildersuche sagt mir, dass das Haus an der Haldenstrasse steht. Ich suche auf Google Earth die Umgebung ab und sehe den frischen angelegte Park vor dem Kantonsspital Winterthur. Mit ein bisschen mehr googeln über die Bautätigkeiten des Spitals kann ich die Baugrube als „Aushub für den Ersatzneubau ‚Didymos'“ identifizieren und den erhöhten Aufnahmestandort im Haus Q des Spitals verorten.   

Bärtschi, Hans-Peter: Winterthur, Kantonsspital, Abbruch von Baustellencontainern, 25.08.2017 (SIK_04-E1713-033, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000892333)

Auf den ersten Blick scheinen diese Bilder hoffnungslose Fälle zu sein. Keine Hausnummer, keine Adresse, aber halt! … das Gebäude kommt mir bekannt vor. Ein Blick auf die Reportage zeigt mir als Nachbarn ein Bild vom Hauptbahnhof Zürich und Bilder vom Abtransport der SIG-Werklokomotive, die vor dem Arias-Büro von Hans-Peter Bärtschi in Winterthur stand, so dass wir in der Nähe von Bärtschis Büro suchen könnten.

Irgendwie kam mir das Gebäude bekannt vor und ich hatte schon einmal eine Baustelle gesehen. Richtig, es war das oben erwähnte Bild SIK_05-IKS-UW-1700-002 von der Baustelle des Kantonsspitals! Das Gebäude könnte der Trakt Q sein, der die grosse Fensterfront trägt, aber an den Ecken diese markanten Betonflächen hat. Aber auf den ersten Blick passen die Fenster nicht. Erst als ich mir die Bilder im Internet genauer anschaue, sehe ich, dass die Fenster in den unteren Stockwerken anders angeordnet sind und genau zum Bild ohne Titel passen.

Bärtschi, Hans-Peter: Winterthur, Nische beim Eingang zum Arias-Büro, 11.05.2011 (SIK_05-IKS-TG-1036-144, http://doi.org/10.3932/ethz-a-000911910)

Auch dieses Bild ist auf den ersten Blick ein hoffnungsloser Fall. Aber man muss wie ein Detektiv auf die kleinsten Details achten, vor allem auf die Beschriftungen. Beim genauen Betrachten des Bildes im Zoom-Modus entdecke ich am unteren Klingelknopf das blaue Schild mit der Aufschrift „ARIAS Industriekultur“. Gelöst!

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Vollständige Bildinformationen

Unbekannt: Schloss Chillon, 1910-1915 (Ans_15357-05-AL, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001541608)

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DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-26999-de

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